L_Biographien
15.06.1887 in Driburg - 14.10.1944 im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Liebmann Abraham Levy, Kaufmann (geb. 05.05.1847 in Rhoden) und |
Brüder: | Adolf Levy (18.07.1878 in Rhoden - 1960 in den USA) Fritz Levy (17.09.1881 - gest. im Warschauer Ghetto) Leopold Levy (30.04.1883 in Bad Driburg - 17.05.1958 auf den Philippinen) |
Ehefrau: | Adele Levy, geb. Platz (geb. 11.10.1887 in Gronau) |
Beruf: | Praktischer Arzt |
Wohnorte: | Detmold Münster Göttingen April 1914 Münster, Bahnhofstr. 42 1936-1940 Münster, Salzstr. 31 Münster, Melchersstr. 58 16.02.1940 Huizen/Niederlande 14.01.1941-11.03.1943 Bussum/Niederlande, Potgieterlaan 4 |
Hugo Levy war Schüler des Leopoldinum in Detmold, wo er 1907 das Abitur ablegte. Sein Studium der Medizin führte ihn nach Münster (1910 Vorexamen) und Göttingen (1913 Staatsexamen und Promotion). 1914 ließ er sich in Münster als Arzt nieder. Da er im Ersten Weltkrieg an der Front als Arzt gearbeitet hatte, bekam er 1934 das Ehrenkreuz für Frontkämpfer. In jedem Fronturlaub hatte er die Praxis in Münster wieder aufgenommen. Zeitzeugen berichteten über seine große Beliebt- und Bekanntheit in Münster. Arme habe er kostenlos behandelt.
1924/25 war er Vertrauensmann der Münsteraner Ortsgruppe der "Zionistischen Vereinigung für Deutschland".
Im März und Juli 1938 wurde NS-Hetzblatt "Der Stürmer" seine Patienten als "Judengenossen" diffamiert. Einige von ihnen hielten ihm trotzdem die Treue. Im Novemberpogrom 1938 wurden Teile seiner Praxiseinrichtung demoliert. Laut Zeitzeugenberichten sei Hugo Levy aus dem Fenster der ersten Etage gesprungen sein, um dem SA-Mob zu entkommen. Fortan durfte Hugo Levy nur noch die ärztlichen Behandlungen von Juden berechnen und unter der Bezeichnung "Krankenbehandler" arbeiten. Duch die antisemitische Bedrohung und die auch beruflich schweren Einschränkungen, bemühte er sich zusammen mit seiner Frau beim Amerikanischen Konsulat in Stuttgart um eine Emigration in die USA (Registrierungsnummer 21.592). Offenbar durch persönliche Vermittlung durch M. I. Goldschmidt erhielten seine Frau und er Unterstützung durch das Amsterdamer Comité voor Bijzondere Joodsche Belange, das eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung in Holland erwirken konnte. Trotz erheblicher finanzieller Schikane - sein Konto, die Wertpapiere und seine Lebensversicherung wurden wegen seines Emigrationsvorhaben gesperrt - unterstützte er noch seine Brüder Leo und Fritz durch Geldzuwendungen, solange er sich in Deutschland aufhielt. Am 16. Februar 1940 meldeten sich sich nach Huizen/Niederlande ab, wo sie bei der Familie Goldschmidt unterkamen. Am 8. September 1941 wurde dem Ehepaar Levy die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt und ihr Restvermögen eingezogen.
Nach dem Verkauf des Goldschmidtschen Hauses zogen Hugo und Adele Levy nach Bussum. Von dort wurde Hugo Levy am 24. Februar 1943 in das Konzentrationslager Herzogenbusch (Kamp Vught) eingeliefert (Häftlingsnummer 8102). Seine Frau Adele wurde dort am 27. Februar 1943 registriert. Von dort wurden beide am 20. November 1943 in das Durchgangs- und Sammellager Westerbork überstellt (Häftlingsnummer Hugo 15368). Am 18. Januar 1944 wurde er zusammen mit seiner Frau mit dem Transport XXIV/2-403 nach Theresienstadt verschleppt und am 12. Oktober 1944 mit dem Transport Eq-991 nach Auschwitz deportiert, wo er nach der Ankunft am 14. Oktober 1944 ermordet wurde.
1948 wurde er für tot erklärt.
Adele Levy wurde, wie ihr Mann auch, am 12. Oktober 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert, wo auch sie nach der Ankunft am 14. Oktober 1944 ermordet wurde.
QUELLEN: StADT D 70 C Nr. 12; Möllenhoff/Schlautmann (2001); Arolsen Archives; NIOD
LITERATUR: Brinkmöller [1996]
Hugo Levy (oben rechts) und Adele Levy (vor ihm), Karneval in den 1920er Jahren.
(StdA DT DT V 19 Nr. 176)
DOKUMENTE
Schreiben von M. I. Goldschmidt zum Umzug der Familie Levy von Münster nach Amsterdam
Karteikarte von Hugo Levy aus dem KZ Herzogenbusch-Listenmaterial.
Karteikarte von Hugo Levy in Theresienstad
Auszug aus der Korrespondenz zu Hugo Levy
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25.04.1853 in Liebenau/Nienburg - 13.08.1942 im Konzentrationslager Theresienstadt
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Beruf: | Pflegling |
Wohnorte: | Detmold: 10.10.1931 Hofstr. 8 (Diakonissenhaus) 03.03.1942 Gartenstr. 6 28.07.1942 "nach Theresienstadt abgemeldet" |
Auf der Einwohnermeldekarte der Stadt Detmold findet sich der Vermerk "Die Großelternteile beiderseits sind volljüdisch".
Johanna Levy war verwitwet. 1942 wurde sie hoch betagt in das jüdische Altersheim in der Gartenstraße 6 eingewiesen. Am 28. Juli 1942 wurde sie mit dem Transport Nr. XI/1 über Bielefeld nach Theresienstadt deportiert, wo sie innerhalb kurzer Zeit umkam.
QUELLEN: STdA DT MK; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, L 113 Nr. 849; Beit Theresienstadt
LITERATUR: Müller (1992), Müller (2008)
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geb. 18.03.1871 in Wengornia/Westpreußen
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Ehemann: | Max Levysohn (gest. 1934) |
Kinder: | Babette Katz, geb. Levysohn Else Marx, geb. Levysohn Arnim Levysohn (geb. 1909) Georg Levysohn, später George Levison (geb. 1907) |
Wohnorte: | Detmold: 10.10.1931 Hornsche Str. 33, eigenes Haus 14.04.1942 Gartenstr. 6 bei Arensberg 28.07.1942 "nach Theresienstadt abgemeldet" |
Auf der Einwohnermeldekarte der Stadt Detmold findet sich der Vermerk "Beide Großelternteile sind Volljuden".
Rosa Levysohn war die Eigentümerin des Hauses Hornsche Straße 33, einem der Detmolder sog. Judenhäuser. Ihre Töchter waren bereits im März 1942 nach Warschau deportiert worden, als sie am 28. Juli 1942 mit dem Transport Nr. XI/1-280 über Bielefeld nach Theresienstadt verschleppt wurde. Sie hatte anlässlich ihrer Deportation noch Möbel anfertigen lassen, die sie glaubte, mitnehmen zu können. Am 23. September 1942 wurde sie mit dem Transport Bq-1194 von Theresienstadt in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt. Weitere Quellen nennen das Vernichtungslager Maly Trostinec als zweiten Deportationsort.
1950 wurde sie vom Amtsgericht Detmold für tot erklärt. Als amtliches Todesdatum wurde der 8. Mai 1945 festgesetzt.
Armin Levysohn wanderte 1933 nach Palästina aus, Georg Levysohn (später George Levison) emigrierte 1937 ebenfalls dorthin und zog 1947 in die USA.
QUELLEN: StA DT MK ; LAV NRW OWL D 1 Nr. 5903, 6141, D 20 A Nr. 9935-9938, 10427, D 23 Detmold Nr. 5134, 5136, D 103 Lippe Nr. 518, 521, L 113 Nr. 849; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 518, 521, 551; Beit Theresienstadt; Arolsen Archives
LITERATUR: Müller (1992), Müller (2008)
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21.01.1907 in Schlitz - 11.10.1944 im Konzentrationslager Theresienstadt
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Julius Linz (02.12.1873 - 24.02.1949) und Emma Linz, geb. Ries (31.03.1876 - 08.02.1949) |
Schwestern: | Sophie Linz und Doris Linz |
Beruf: | kaufmännische Angestellte |
Wohnorte: | Wohnorte: Schlitz/Lauterbach Detmold: 29.12.1936 Paulinenstr. 10 bei Hirschfeld 03.01.1938 Sachsenstr. 4 bei Ries 28.07.1942 "nach Theresienstadt abgemeldet" |
Nach dem Besuch der höheren Schule absolvierte Margarete Linz eine kaufmännische Lehre in Eldagsen/Hannover. Im Textilgeschäft ihrer Eltern in Schlitz war sie als kaufmännische Angestellte tätig. 1937 mussten diese das Geschäft aufgeben.
Mit dem Transport Nr. XI/1-288 wurde Margarete Linz zusammen mit ihren Eltern am 28. Juli 1942 über Bielefeld nach Theresienstadt deportiert, wo sie nach zwei Jahren umkam.
Ihre Eltern überlebten und kehrten nach Detmold zurück, wo beide vier Jahre nach Kriegsende starben.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D1 Nr. 6141, D 103 Nr. 767, L 113 Nr. 849; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 767; Beit Theresienstadt; Arolsen Archives
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24.11.1892 in Ottenhausen/Höxter - 26.02.1941 im Konzentrationslager Dachau
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Moses Löwenstein und Jeanette Löwenstein, geb. Scheurenberg |
Beruf: | Kaufmann |
Wohnorte: | Ottenhausen Nr. 24/Höxter 20.09.1933 Detmold, Ernststr. 24 bei Stock 23.11.1933 nach Hannover, Krankenhaus I abgemeldet |
Die Meldeunterlagen der Stadt weisen Bernhard Löwenstein als "Kaufmann jetzt Hilfsarbeiter" aus. Am 9. November 1933 beantragte er einen Reisepass, um nach Holland auswandern zu können. Die Stadtverwaltung Stadtoldendorf meldete Bedenken an, da man dort vermutete, er wolle sich der Unterhaltspflicht gegenüber seiner geschiedenen Frau und drei Kindern entziehen.
Am 5. Mai 1934 wurde er durch das Amtsgericht Hannover wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Am 27. November 1934 folgte eine Verurteilung ebenfalls durch das Amtsgericht Hannover wegen Unterschlagung zu zwei Wochen Gefängnis. Am 23. Dezember 1935 verurteilte ihn das Amtsgericht Hannover zu zwei Monaten Gefängnis wegen Begehung von Unterlassung, wobei die zu Last gelegte Straftat nicht näher erläutert wird, und wegen Bettelns.
Im Mai 1938 befand sich Bernhard Löwenstein wiederum wegen Bettelns im Untersuchungsgefängnis Bremen in Untersuchungshaft. Am 22. Juni 1938 wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen (Häftlingsnummer 4930, Kategorien "asozialer Jude" bzw. "arbeitsscheuer Jude") überstellt. Ein tätlicher Angriff während der Untersuchungshaft auf einen Strafanstaltswachtmeister, den Löwenstein selbst abstritt, führte am 28. Juni 1938 zu einer Verurteilung zu sechs Monaten Gefängnis wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt, wobei betont wurde, dass Löwenstein Jude sei, "verstockt leugne" und zur Brechung seines Widerstandes "erhebliche Prügel", die nicht "dem Strafensystem" angehörten, bezogen habe. Die Haftstrafe verbüßte Bernhard Löwenstein in Berlin-Spandau. Ein Brief, den er aus dem Gefängnis an seine Angehörigen schrieb, dokumentiert nicht nur seine verzweifelte Lage insgesamt, sondern belegt auch, dass ihm unmissverständlich klar gemacht worden war, dass er ohne die Aussicht auf Auswanderung nicht entlassen werden würde.
Von Sachsenhausen wurde Bernhard Löwenstein am 2. September 1940 in das Konzentrationslager Dachau (Häftlingsnummer 17026, Haftkategorie Arbeitszwang, Jude) deportiert, wo er etwa ein halbes Jahr später starb. Als offizielle Todesursache wurde "Versagen von Herz und Kreislauf" angegeben.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL L 80 Ie Gr. IV Tit. 3 Nr. 43 ; Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen; KZ-Gedenkstätte Dachau; Arolsen Archives
Bernhard Löwenstein, o.J. (StdA DT DT V 19 Nr. 176)
DOKUMENTE
Einwohnermeldekarte von Bernhard Löwenstein (StdA DT MK)
Urteil Bernhard Löwenstein, Seite 1
Urteil Bernhard Löwenstein, Seite 2
Urteil Bernhard Löwenstein, Seite 3
Strafvollstreckungsdokumente Bernhard Löwenstein
Strafvollstreckungsdokumente Bernhard Löwenstein
Brief aus dem Gefängnis von Bernhard Löwenstein, 1.1.1939
Brief aus dem Gefängnis von Bernhard Löwenstein, 1.1.1939
Geldkarte aus dem KZ Dachau von Bernhard Löwenstein
Sterbeurkunde von Bernhard Löwenstein
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