K_Biographien
geb. 02.06.1879 in Wünnenberg (heute: Bad Wünnenberg)
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Henrietta Aronstein, geb. Rapp (17.06.1854 in Anröchte - 26.03.1920 in Wünnenberg) und Levi Aronstein (17.12.1847 in Wünnenberg - 24.12.1922 in Wünnenberg) |
Geschwister: | Toni Katzenstein, geb. Aronstein (geb. 18.08.1880), Siegfried (Fritz) Aronstein (18.10.1882 in Wünnenberg - 03.11.1937 in Frankfurt/M.), Hermann Aronstein (geb. 08.04.1884 in Wünnenberg), Eduard Aronstein (30.07.1886 in Wünnenberg - 31.03.1915), Mathilde (Tilly) Meyer, geb. Aronstein (20.10.1887 in Wünnenberg), Anna (Änne) Aronstein (geb. 24.09.1889 in Wünnenberg), Erna Aronstein (geb. 23.05.1893 in Wünnenberg), Paul Aronstein (14.08.1896 in Wünnenberg - 11.09.1968 in Littleton, USA), Friedel Aronstein |
Ehemann: | Karl (auch: Carl) Kahn (14.04.1876 in Haaren - 09.12.1943 in Theresienstadt), Kaufmann |
Beruf: | "Pensionärin", Hausfrau |
Wohnorte: | Wünnenberg Nr. 114 (heute Mittelstr. 12) 01.07.o. J. Detmold, Elisabethstr. 65 bei Meyer 20.05.1897 nach Wünnenberg abgemeldet Haaren Nr. 152 Haaren Nr. 97 |
Hedwig Aronstein, verh. Kahn aus Wünnenberg war für einige Zeit in Detmold als sog. Pensionärin gemeldet. Möglicherweise wurde sie hier - wie andere jüdische jungen Frauen auch - in einer Pension lebend in gesellschaftlichen Umgangsformen und hauswirtschaftlichen Fertigkeiten unterwiesen. Sie kehrte nach Wünnenberg zurück und lebte später mit ihrem Ehemann Karl Kahn in Haaren, wo dieser ein Kolonialwarengeschäft betrieb.
Ab 1933 wurden die Geschäfte jüdischer Eigentümer gekennzeichnet und boykottiert, auf ihre Wohnungen und Geschäfte wurden Anschläge verübt. Bereits ab 1937 wurden die Wohnungen der 23 jüdischen Einwohner mit dem Schild "Jude" versehen. Während des Novemberpogroms wurde Karl Kahn mit den anderen jüdischen Männern aus Haaren zunächst im örtlichen Spritzenhaus festgehalten, um dann über Paderborn in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt zu werden. Dort war er vom 12. November bis zum 24. Dezember 1938 in Haft
Am 28. Juli 1942 wurde Hedwig und Karl Kahn mit dem Transport XI/1-207 bzw. 206 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Karl Kahn kam dort am 9. Dezember 1943 um.
Hedwig Kahn wurde am 15. Mai 1944 aus Theresienstadt mit dem Transport Dz Nr. 2167 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz überstellt. Auf diesem Transport befanden sich 2501 Menschen, 134 von ihnen überlebten. Hedwig Kahn gehörte nicht zu ihnen. Ihr genaues Todesdatum ist nicht dokumentiert.
Ihr Bruder Eduard Aronstein kam bereits im Ersten Weltkrieg ums Leben.
Ihr Bruder Hermann lebte in Anröchte. Nach seiner Haft im Konzentrationslager Sachsenhausen bis zum 16. Dezember 1938 wurde er am 30. April 1942 in das Ghetto Zamosc deportiert.
Ihre Schwester Tilly Meyer wohnte in Alfhausen und wurde am 13. Dezember 1941 nach Riga deportiert.
Hedwig Kahns Bruder Paul und dessen Frau und ihre beiden Kinder Erich und Lottie waren in den 1930er Jahren die letzte jüdische Familie in Wünnenberg. Paul Aronstein wurde im Novemberpogrom in sog. Schutzhaft genommen und in das Konzentrationslager Buchenwald (Häftlingsnr. 29029) verschleppt. Seine Familie wurde am 11. November 1938 überfallen und das Haus verwüstet. 1939 gelang Paul Aronstein nach Vorwarnung vor einer erneuten Verhaftung die Flucht nach Belgien, wo er seine beiden Kinder wiedertraf, die allein auf die Reise geschickt worden waren. Zusammen wurden sie im Lager Marneffe interniert.
Paul Aronstein wurde in St. Cyprien inhaftiert, wo ihn seine Kinder ausfindig machten, die durch Flucht dem Internierungslager Gurs entkommen waren. Durch den Bericht der der im April 2020 hoch betagt verstorbenen Tochter Lottie Salton, geb. Aronstein werden die Informationen der Gedenkstätte Yad Vashem widerlegt, nach denen Paul Aronstein auch im Sammel- und Durchgangslager Drancy inhaftiert gewesen und in Auschwitz ermordet worden sei. Vielmehr gelang ihm 1941 zusammen mit seinen Kindern die Flucht in die USA, wo sie auch seine Frau Adele und deren Mutter wiedertrafen, denen auf anderen Fluchtwegen ein Entkommen gelungen war.
QUELLEN: StdA DT MK; Arolsen Archives
LITERATUR: Naarmann (2006)
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- Details
geb. 09.09.1903 in Strasburg/Westpreußen
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Max Levysohn und Rosa Levysohn, geb. Silberberg |
Geschwister: | Else Marx, geb. Levysohn Georg Levysohn (geb. 1907) Armin Levysohn (geb. 1909) |
Ehemann: | Otto Katz |
Beruf: | Haustochter |
Wohnorte: | 10.10.1931 Detmold, Hornsche Str. 33 bei der Mutter 01.03.1936 Karlshafen, Weserstr. 01.09.1936 Detmold, Hornsche Str. 33 bei der Mutter 01.03.1937 Papenburg a. d. Ems Hoya a. d. Weser Lange Sr. 10 01.10.1937 Detmold, Hornsche Str. 33 bei der Mutter 15.03.1938 Bingen a. Rhein, Grabenstr. 7 04.07.1938 Detmold, Hornsche Str. 33 bei der Mutter 01.11.1940 Unna, Jüd. Altersheim Düppelstr. 7 |
Auf der Einwohnermeldekarte der Stadt Detmold findet sich der Vermerk "Beide Großelternteile sind Volljuden".
Am 14. Februar 1942 heiratete Babette Levysohn Otto Katz kurz vor ihrer Deportation in Unna. Die Eheleute wohnten dort im Israelitischen Altersheim in der Düppelstraße. Babette Katz verrichtete Hausarbeiten, und ihr Mann war als Hausmeister beschäftigt. Erst zu ihrem angeordneten Transport kamen sie wieder nach Detmold. Am 30. März 1942 wurden beide von Detmold zunächst nach Bielefeld transportiert und von dort einen Tag später mit dem Transport Hannover 2 von Bielefeld nach Warschau deportiert, wo sie zusammen mit Babettes Schwester Else Marx und deren Mann Hans Erhard Marx in einem Zimmer in der Gerichtsstraße 109 im Ghetto leben mussten.
Laut Zeugenaussage seien Babette Katz und Else Marx im April 1943 aus dem Warschauer Ghetto nach Lublin deportiert worden.
Babette Katz wurde 1950 für tot erklärt. Als amtliches Todesdatum wurde der 8. Mai 1945 festgesetzt.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, D 23 Detmold Nr. 5135, D 72 Staercke Nr. 18, D 103 Lippe Nr. 868, 869; ZA B 1/34 Nr. 853, 855; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 868; Arolsen Archives
DOKUMENTE
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Einwohnermeldekarte von Rosa, Babette, Else und Armin Levysohn (StdA DT MK)
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Einwohnermeldekarte von Babette Levysohn (StdA DT MK)
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Einwohnermeldekarte von Otto und Babette Katz (StdA DT MK)
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Mitteilung von Babette Levysohn an die Polizeiliche Meldebehörde Detmold betr. der amtlich geforderten Namensänderung, 14.12.1938 (StdA DT D 106 Detmold A Nr. 3942)
- Details
geb. 06.10.1904 in Gelsenkirchen
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Beruf: | Schlosser, Arbeiter |
Eltern: | Albert Katz und Lisette Katz, geb. Levy |
Ehefrau: | Babette Katz, geb. Levysohn |
Wohnorte: | 1940-23.03.1942 Unna, Düppelstr. 7 Detmold: 24.03.1942 Hornsche Str. 33 bei Levysohn 28.03.1942 "abgemeldet n. unbekannt"" |
Am 14. Februar 1942 heiratete Otto Katz Babette Levysohn kurz vor ihrer Deportation in Unna. Die Eheleute wohnten dort im Israelitischen Altersheim in der Düppelstraße. Babette verrichtete Hausarbeiten, er selbst war als Hausmeister tätig. Erst zu ihrem angeordneten Transport kamen sie wieder nach Detmold. Am 30. März 1942 wurden beide von Detmold zunächst nach Bielefeld transportiert und von dort einen Tag später mit dem Transport Hannover 2 von Bielefeld nach Warschau deportiert, wo sie zusammen mit Babettes Schwester Else Marx und deren Mann Hans Erhard Marx in einem Zimmer in der Gerichtsstraße 109 im Ghetto leben mussten. Laut Aussage seines Schwagers Esriel Levysohn habe Otto Katz in Warschau in der Gartenstraße 22 gewohnt und dann in der Bibliothek in der Gerichtsstraße 109 in Quarantäne gelegen.
Otto Katz wurde 1950 für tot erklärt.
Als amtliches Todesdatum wurde der 8. Mai 1945 festgesetzt.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, D 23 Detmold Nr. 5135, D 72 Staercke Nr. 18, D 103 Lippe Nr. 868, 869; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 869; Arolsen Archives
- Details
geb. 27.02.1886 in Hamburg
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Alexander Kauders und Hannchen Kauders, geb. Goldstein (05.05.1854 in Kissingen - 22.01.1935 in Kissingen) |
Geschwister: | Carl Michael Kauders (23.08.1887 in Hamburg - April 1968 in USA) Josef Samuel Kauders 04.12.1890 in Hamburg - Mai 1970 in New York) Lina Neustädter, geb. Kauders |
1.Ehefrau: | Betty Ester Kauders, geb. Bernsohn |
Sohn: | Martin Alexander Kauders (geb. 21.12.1920) |
2.Ehefrau: | Frieda Kauders, gesch. Horn, geb. Levy |
Beruf: | Kaufmann, Rendant |
Wohnorte: |
Hamburg, Rotherbaum, Eichenallee 19 |
Auf der Einwohnermeldekarte der Stadt Detmold findet sich der Vermerk "Beide Großelternteile waren Volljuden."
Eduard Kauders wuchs mit drei Geschwistern in Hamburg auf und wurde Kaufmann. Im Ersten Weltkrieg war er von 1914 bis 1918 Soldat. Die Kriegserfahrungen spiegelten sich später in Detmold durch seine Mitglied im Kriegerverein sowie in seiner Tätigkeit als Vorsitzender der Ortsgruppe Detmold des Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF) wider. Am 28. März 1920 heiratete er Betty Ester Bernsohn in Hannover. Im selben Jahr war er als Rechnungsführer bei der Israelitischen Gartenbauschule Ahlem tätig. Die Ehe wurde nur kurze Zeit später, im Jahr 1921, geschieden. Betty Kauders zog mit dem gemeinsamen Sohn Martin Alexander nach Erfurt.
1923 zog Eduard Kauders von Ahlem nach Detmold. Am 21. März 1923 heiratete er Frieda Horn, geb. Levy, die bis dahin die Geschäftsinhaberin des Schuhhauses "Teutonia" und die seit 1921 Eigentümerin des Hauses und Grundstücks Lange Straße 36 war. Eduard Kauders übernahm nun die Leitung des Geschäftes, wo bis 1933 fünf bis sechs Angestellte tätig gewesen seien. Seine Frau erhielt Prokura. Zusammen mit seinem Bruder Carl gründete Eduard Kauders am 1. Juli 1923 eine Schuhwarengroßhandlung "Gebrüders Kauders OHG", die jedoch nur kurze Zeit bestand und am 4. Oktober 1923 aus dem Handelsregister wieder gelöscht wurde.
Eduard Kauders engagierte sich nicht nur in den oben genannten Vereinen, sondern auch in der Detmolder Kultusgemeinde, deren letzter Vorstandsvorsitzende er war. Jahrelang war er für die Korrespondenzen der Synagogengemeinde Detmold und auch des Landesverbandes der Synagogengemeinden verantwortlich. Er gehörte durch sein Tätigkeiten zu den bedeutenden und exponierten Persönlichkeiten der jüdischen Bürgerschaft und geriet umgehend in den Fokus der NS-Behörden. Vom 21. März bis 4. Mai 1933 wurde er in sogenannte Schutzhaft genommen. 1934 wurde der Firma durch die Landesregierung als Maßnahme zum "Schutz nationaler Symbole" der Zusatz "Teutonia" untersagt. Der Name wurde in "Schuhhaus Eduard Kauders" geändert. 1935 wurden Wehrmachtangehörige durch den Kreisleiter des NSDAP-Kreises Detmold aufgefordert, das Geschäft zu meiden. Die Lippische Staatszeitung diffamierte Eduard Kauders in zahlreichen Artikeln. Am 5. Oktober 1935 verkaufte er das Geschäft unter dem Druck der politischen Verhältnisse an den Schuhmachermeister Hubert Gockel. Somit wurde auch dieser ehemals jüdische Betrieb zwangsarisiert. Da Eduard Kauders nunmehr über keinerlei Einkünfte mehr verfügte, musste er sich beruflich neu orientieren und beantragte am 15. Juni 1936 eine Legitimationskarte für den Handel mit Papierwaren und Ansichtskarten. Dies wurde ihm mit der nicht belegten oder bewiesenen Begründung seitens des Bürgermeisters versagt, Kauders würde sein Gewerbe zu staatsfeindlichen Zwecken missbrauchen. Ebenfalls unbelegt blieb der Vorwurf, dieser habe vor 1933 die KPD finanziell unterstützt. Eduard Kauders versuchte vergeblich, dies durch seine zeitweilige Mitgliedschaft in der DDP, in der er sich jedoch nicht politisch aktiv betätigt habe, zu widerlegen. Durch die Ortsgruppe Detmold der NSDAP wurde Eduard Kauders als "einer der übelsten Hetzer" beschimpft. Diese Verleumdungen wurden durch die Kreisleitung sowie durch die Staatspolizeistelle Bielefeld, Außenstelle Detmold bestätigt. Eduard Kauders widersetzte sich den Anschuldigungen und legte Beschwerde gegen die Verweigerung einer Legitimationskarte ein. Vertreten wurde er in diesem Rechsstreit durch Dr. Albert Hirschfeld. In einem bis zum Oktober 1937 andauernden Verfahren, in das unter anderem auch das Oberverwaltungsgericht Detmold eingebunden worden war, blieb Eduard Kauders chancenlos und scheiterte. Ihm wurden auch die Kosten des Verfahrens auferlegt.
1938 versuchte das Ehepaar Kauders nach Palästina auszuwandern. Auch eine Emigration in die USA wurde von ihnen in Erwägung gezogen. Eduard Kauders hatte sich in der 1935 gegründeten Zionistischen Arbeitsgemeinschaft (ZAG, später: Zionistische Ortsvereinigung, ZOV) engagiert und war deren Vorsitzender und Vertrauensmann. In Vorbereitung dieses Planes begannen sie im Sommer des Jahres Verkaufsverhandlungen ihres Grundstücks und des Hauses in der Langen Straße 36. Eduard Kauders stellte im Juni 1938 zudem einen Antrag auf Hachschara-Umschulung als Fußpfleger. Bei der Supinator-Compagnie, Fabrik orthopädischer und sanitärer Artikel in Frankfurt-Rödelheim wurde, wie es in dem Schreiben vom 4. Juni 1938 hieß, "ein nichtarischer Kursus" der praktischen Fußpflege angeboten. Das Palästina-Amt Berlin der Jewish Agency for Palestine riet Kauders in einem Schreiben vom 22. Juni 1938 wegen eines Überangebots und äußerst schlechten Verdienstmöglichkeiten dieser Berufsgruppe in Haifa, Tel Aviv oder Jerusalem von diesem Ansinnen jedoch ab.
Am 9. November 1938 wurde das Grundstück Lange Straße 36 an den Stahlwaren- und Waffenhändler Adolf Paul verkauft. In dem durch den Sohn Martin Alexander Kauders 1948/49 angestrengten Rückerstattungsverfahren gab Paul an, bereits seit 1912 in diesem Haus einen Laden mietweise betrieben zu haben. Als die Eheleute Kauders 1931/32 in finanzielle Schwierigkeiten geraten seien und ein Konkurs drohte, der mit einem Vergleich endete, sei er Gläubiger einer auf dem Grundstück ruhenden Hypothek geworden und hätte das Vorkaufsrecht erhalten. Bereits zu diesem Zeitpunkt habe das Ehepaar Kauders eine Auswanderung nach Argentinien in Erwägung gezogen, was sie allerdings nicht in die Tat umsetzten. Adolf Paul gab in diesem Zusammenhang auch an, er habe Kauders stets freundschaftlich beratend unterstützt, zu Geldtransferierungen in die Schweiz geraten und verhindert, dass es während des November-Pogroms zu Zerstörungen und Plünderungen gekommen sei. Inwieweit er damit auch seine eigenen Interessen verfolgte, da es sich ja nunmehr um sein Eigentum gehandelt hatte, bleibt fraglich. Das Ehepaar Kauders lebte nach dem Verkauf ihres Hauses dort noch im zweiten Stock, bis es zum November 1939 in eines der Detmolder "Judenhäuser" in der Paulinenstraße 6 zwangseingewiesen wurde.
Während des November-Pogroms wurde Eduard Kauders verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert, wo er bis zum 12. Dezember 1938 in Haft war. Danach unterlag er der staatlichen Überwachung. So findet sich in den Meldeunterlagen der Stadt Detmold der Vermerk vom 27. Juli 1937: "Wenn Auswanderung erfolgt, sofort Mitteilung an Geheime Staatspolizei machen." Eduard Kauders betrieb zusammen mit Moritz Herzberg das Detmolder Büro der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland ("Bezirksstelle Westfalen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Büro Detmold für das Land Lippe"). Sie sahen sich unter anderem gezwungen, die Gemeindemitglieder über ihre bevorstehende Deportation zu informieren. Im März 1942 wurden Eduard und Frieda Kauders in ein weiteres sogenanntes Judenhaus in der Honschen Straße 33 zwangseingewiesen. Vier Monate später, im Juli 1942, standen sie beide selbst auf der Deportationsliste.
Zusammen mit seiner Frau wurde Eduard Kauders am 28. Juli 1942 mit dem Transport Nr. XI/1-225 über Bielefeld nach Theresienstadt verschleppt und mit dem Transport Eq-294 von dort am 12. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Von den ursprünglich 1500 Menschen dieses Transports überlebten 112. Frieda und Eduard Kauders gehörten nicht zu ihnen.
1947 wurde Eduard Kauders vom Amtsgericht Detmold für tot erklärt. Das amtliche Todesdatum wurde auf den 8. Mai 1945 festgesetzt.
Martin Kauders arbeitete in Ahlem als gärtnerischer Ausbildungsleiter für Jugendliche, die sich auf die Auswanderung vorbereiteten. Wenige Tage vor Kriegsbeginn konnte er nach England fliehen. 1947 kehrte er nach Berlin zurück. Dort und in Leipzig studierte er Volkswirtschaft und Journalistik und lebte später in Berlin/DDR.
Carl Michael Kauders überlebte in England und starb 1968 in den USA. Josef Samuel Kauders starb 1970 in New York.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 1 BEG Nr. 10975, D 1 Nr. 6141, D 20 B Nr. 3198, 3231, 3800, D 22 Detmold Nr. 6169 Schutzhaftgefangene, D 23 Detmold Nr. 2947, 4763, 4846, 4884, 4763, D 27 Nr. 2750, 2752, D 87 Nr. 12, 17, D 107/84 Nr. 804, 844, 856, 859, 882, 887, 1057, L 80.07 Nr. 574, 583, L 80.10 Nr. 156, L 113 Nr. 438, 470, 477, 849, M 4 A Nr. 28; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 857; LATh-HStA Weimar; Beit Theresienstadt; ZA B 1/34 Nr. 767, 786, 837, 840, 844, 853, 856, 857, 859, 882, 887, 1057, 1077; Arolsen Archives
WEITERE QUELLEN: LTZ, 11.10.1911: Anzeige zur Neueröffnung des Schuhhauses "Teutonia"
Amtsblatt , 05.10.1912:HR (A 216), AG DT
Eintrag der Fa. Schuhhaus Teutonia Frieda Levi, Detmold
Inh.: Frieda Levi
LZ , 30.05.1914: Anzeige des Schuhhauses Teutonia, Detmold
LZ, 21.09.1922: Gemeinsame Anzeige über Schließung der Geschäfte "feiertagshalber": S. Alsberg & Co., Max Blank & Co., J.A. Erda, Gebr. Rosenbaum, W. Rosenbaum, Gebr. Schönhaus, Schuhhaus Teutonia
LZ , 21.03.1923: Vermählungsanzeige Eduard Kauders und Friedel Levi
Staatsanzeiger, 21.07.1923:HR (A 406), AG DT
Gebrüder Kauders oHG, DT
LITERATUR: Mitschke-Buchholz (2013)

Frieda Kauders, Irma Buchholz, Eduard Kauders, Gerhart, Ilse und Bernhard Buchholz, o.J. (StdA DT DT V 19 Nr. 176)
DOKUMENTE
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Einwohnermeldekarte von Eduard und Frieda Kauders (StdA DT MK)

Geldkarte von Eduard Kauders im KZ Buchenwald

Karteikarte von Eduard Kauders in Theresienstadt

Auszug aus der Korrespondenz zu Eduard Kauders
- Details
geb. 27.05.1884 in Frielendorf Krs. Ziegenhain
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Beruf: | Kauffrau, Geschäftsinhaberin |
Eltern: | Lina Levy, geb. Bähr [auch: Bär] (gest. 15.07.1923) und Mendel Levy (gest. 17.11.1914) |
Geschwister: | Bertha Krämer, geb. Levy (geb. 06.10.1875) Pauline Levy (geb. 01.02.1877) Philippine Levy (16.12.1878 - 30.01.1879) Kaufmann Levy (geb. 23.12.1880 - 13.11.1945)) Louis Levy (geb. 05.05.1882) Rosa Levy (geb. 27.02.1886) |
1. Ehemann: 2. Ehemann: |
Hermann Horn (28.09.1890 in Köln - 11.12.1944 in Theresienstadt) |
Wohnorte: |
Frielendorf 14 |
Auf der Einwohnermeldekarte der Stadt Detmold finden sich der Vermerk "Beide Großelternteile waren Volljuden." und die Anweisung vom 24.4.1937 "Wenn Auswanderung erfolgt, sofort Mitteilung an die Geheime Staatspolizei machen".
Frieda (auch: Friedel) Levy stammte aus einer großen Familie in Hessen und war seit 1911 Detmold gemeldet. Hier gründete sie im selben Jahr das Schuhhaus Teutonia, als deren Inhaberin sie bis zu ihrer Heirat geführt wurde. Am 19. März 1919 heiratete sie in Gießen den Kaufmann Hermann Horn aus Köln. Die Ehe wurde 1921 geschieden und Hermann Horn kehrte zurück nach Köln. Frieda Horn wurde im Handelsregister ab Juli 1919 wieder als Geschäftsinhaberin genannt bis sie 1923 ein zweites Mal heiratete. 1921 kaufte sie Grundstück und Haus in der Langen Straße 36, wo auch ihr Schuhgeschäft bis zur Verdrängung der jüdischen Geschäftsleute aus dem wirtschaftlichen Leben zu finden war.
Am 21. März 1923 heiratete sie Eduard Kauders aus Hamburg und erhielt in der Firma Prokura, während sie die Leitung ihrem Mann überließ. Bereits 1933 wurde ihr Ehemann als einer der prominentesten Mitglieder der jüdischen Gemeinde in sogenannte Schutzhaft genommen. 1934 wurde durch die Landesregierung als Maßnahme zum "Schutz nationaler Symbole" der Firmenname "Teutonia" verboten. Der Name wurde im März des Jahres in "Schuhhaus Eduard Kauders" geändert. 1935 wurden Wehrmachtangehörige durch den Kreisleiter des NSDAP-Kreises Detmold aufgefordert, das Geschäft zu meiden. Eduard Kauders wurde in der Lippischen Staatszeitung in einer Hetzkampagne diffamiert. 1935 musste er das Geschäft unter dem Druck der politischen Verhältnisse an den Schuhmachermeister Hubert Gockel verkaufen, so dass auch diese Firma zwangsarisiert wurde. Kauders verfügten numehr über keinerlei Verdienstmöglichkeiten. Auch die Versuche ihres Mannes, als Handelsvertreter für Papierwaren und Ansichtskarten zu verkaufen, wurden durch Verleumdungen und unbewiesene Anschuldigungen seitens der Ortsgruppe der NSDAP Detmold und der Kreisleitung verhindert. Auswanderungspläne in die USA und auch nach Palästina konnten von Frieda und Eduard Kauders nicht in die Tat umgesetzt werden. Das Vorhaben ihres Mannes eine Ausbildung zum Fußpfleger zu absolvieren, um in Palästina beruflich Fuß fassen zu können, scheiterte an dem dortigen Überangebot in dieser Berufssparte. Zu eigenen beruflichen Initiativen seitens Frieda Kauders liegen keine Hinweise vor.
Während des November-Pogroms wurde Eduard Kauders verhaftet und nach Buchenwald verschleppt, wo er bis zum Dezember 1938 in Haft war. Die darauf einsetzende staatliche Überwachung gehörte zur täglichen Drangsalierung ders Ehepaars Kauders. Am 9. November 1938 wurde ihr Haus an den Stahlwaren- und Waffenhändler Adolf Paul verkauft, der dort bereits seit 1912 einen Laden mietweise betrieben hatte. Zudem war Paul Gläubiger einer auf dem Haus ruhenden Hypothek gewesen und hatte das Vorkaufsrecht erhalten, nachdem die Eheleute 1931/32 in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren. Ebenso zeugen ihre benötigten Darlehen aus dem Jahr 1935 bei der Jüdischen Darlehenskasse des Landesverbandes der Synagogengemeinden von ihren wirtschaftlichen Nöten. In dem durch den Sohn Martin Kauders nach dem Krieg angestrengten Rückerstattungsverfahren gab Adolf Paul unter anderem an, Kauders hätten bereits 1932 Pläne gehabt, nach Argentinien auszuwandern. Zudem habe Paul, der sich laut eigener Aussaeg "in jeder Hinsicht der Eheleute Kauders angenommen" habe, verhindert, dass es während des November-Pogroms zu Zerstörungen und Plünderungen in der Langen Straße 36 gekommen sei. Es steht zu vermuten, dass ihn als neuer Eigentümer auch eigene Interessen dazu motivierten. Nach dem Verkauf des Hauses lebte das Ehepaar Kauders noch im zweiten Stock, bis es im November 1939 in die Paulinenstraße 6, in eines der Detmolder sogenannten Judenhäuser, zwangseingewiesen wurden. Im März 1942 mussten sie auch dieses Haus verlassen und einer weiteren Zwangseinweisung in das "Judenhaus" in der Hornschen Straße 33 Folge leisten. Eduard Kauders leitete zusammen mit Moritz Herzberg das Detmolder Büro der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Seit der ersten Deportation aus Detmold im Dezember 1941 mussten sie Gemeindemitglieder über ihre bevorstehende Deportation informieren. Im Juli 1942 standen auch Frieda und Eduard Kauders auf der Liste.
Zusammen mit ihrem Mann wurde Frieda Kauders am 28. Juli 1942 mit dem Transport Nr. XI/1-226 über Bielefeld nach Theresienstadt deportiert und von dort am 12. Oktober 1944 mit dem Transport Eq-295 nach Auschwitz verschleppt. Laut Zeugenaussage von Julius Linz, der ebenfalls nach Theresienstadt deportiert worden war und dort die Eheleute Kauders getroffen hatte, sei sie bereits vor dem Transport nach Auschwitz sehr hinfällig gewesen und hätte dort sicher nicht mehr zur Arbeit herangezogen werden können. Dies kam einem Todesurteil gleich. Von den ursprünglich 1500 Menschen des Transport überlebten 112. Frieda und Eduard Kauders gehörten nicht zu ihnen.
1947 wurde Frieda Kauders vom Amtsgericht Detmold für tot erklärt. Das amtliche Todesdatum wurde auf den 8. Mai 1945 festgesetzt.
Ihr Bruder Louis Levy lebte mit seiner Frau Johanna, geb. Frank in Wuppertal. Am 22. April 1942 wurde er nach Izbica deportiert. Er wurde für tot erklärt.
Ihre Schwester Bertha gelang die Emigration in die USA. Ihr Bruder Kaufmann floh nach Palästina.
Ihr geschiedener Mann Hermann Horn wurde am 7. September 1942 nach Theresienstadt deportiert (Transport XV/1 Nr. 775). Dort kam er am 11. Dezember 1944 um.
QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, D 20 B Nr. 3198, 3231, 3800, D 22 Detmold Nr. 6169 Schutzhaftgefangene, D 23 Detmold Nr. 4828, 4884, D 23 DT Nr. 4846 Vereinsregister, Nr. 4763, D 87 Nr. 12, 17, D 107/84 Nr. 804, 844, 856, 859, 887, 882, 1057, L 80.07 Nr. 574, 583, L 80.10 Nr. 156, L 113 Nr. 438, 470, 477, 849, M 4 A Nr. 28; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 857; ThHStAW; Beit Theresienstadt; ZA B 1/34 Nr. 767, 786, 837, 840, 844, 853, 856, 857, 859, 882, 887, 1057, 1077; Arolsen Archives
WEITERE QUELLEN: LTZ, 11.10.1911: Anzeige zur Neueröffnung des Schuhhauses "Teutonia"
Amtsblatt, 05.10.1912: HR (A 216), AG DT
Eintrag der Fa. Schuhhaus Teutonia Frieda Levi, Detmold
Inh.: Frieda Levi
LZ, 30.05.1914: Anzeige des Schuhhauses Teutonia, Detmold
LZ, 21.09.1922: Gemeinsame Anzeige über Schließung der Geschäfte "feiertagshalber": S. Alsberg & Co., Max Blank & Co., J.A. Erda, Gebr. Rosenbaum, W. Rosenbaum, Gebr. Schönhaus, Schuhhaus Teutonia
LZ, 21.03.1923: Vermählungsanzeige Eduard Kauders und Friedel Levi
Staatsanzeiger, 21.07.1923: HR (A 406), AG DT
Gebrüder Kauders oHG, DT
Gesellschafter: Eduard K., Detmold und Carl K., Hamburg
13.10.1923
Auflösung und Löschung
LZ, 01.05.1924: Geschäftsanzeige des Schuhhauses Teutonia, Detmold
Staatsanzeiger, 09.07.1924: HR (A 216), AG DT, hierzu eingetragen
Schuhhaus Teutonia Eduard Kauders
Prokura Frieda Kauders geb. Levi
LZ, 20.12.1931: Anzeige des Schuhhauses Teutonia, Detmold, mit Weihnachtsmann
Lipp. Kalender 1933, S. 115: Foto eines "separaten Fußpflegeraumes im Schuhhaus "Teutonia"
Staatsanzeiger, 17.03.1934: HR (A 216), AG DT
Schuhhaus Teutonia Eduard Kauders
Fa. ist geändert in: Schuhhaus Eduard Kauders
LStZ, 11.08.1935: "Wer beim Juden kauft ... kann sich an dieser Stelle im Bilde wiedersehen"
Staatsanzeiger, 26.10.1935: HR (A 216), AG DT
Schuhhaus Eduard Kauders, Detmold
durch Kauf an Hubert Gockel, Detmold übergegangen
LITERATUR: Mitschke-Buchholz (2013)
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Hochzeit Frieda und Eduard Kauders, [1923] (StdA DT DT V 19 Nr. 176)
DOKUMENTE
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Einwohnermeldekarte von Eduard und Frieda Kauders, geb. Levy (StdA DT MK)
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Einwohnermeldekarte von Eduard und Frieda Kauders (StdA DT MK)
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Mitteilung für Frieda Kauders an die Polizeiliche Meldebehörde Detmold betr. der amtlich geforderten Namensänderung, 30.12.1938 (StdA DT D 106 Detmold A Nr. 3942)

Karteikarte von Frieda Kauders in Theresienstadt

Auszug aus der Korrespondenz zu Frieda Kauders
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