08.12.1880 in Kleinenmarpe - 05.01.1944 im Konzentrationslager Theresienstadt

Religionszu­gehörigkeit: jüdisch
Eltern: Salomon Herzberg (27.01.1847 in Kleinenmarpe - 16.03.1907 in Kleinenmarpe), und
Geschwister: Ella Pinto, geb. Herzberg
Clara Herzberg
Ida Herzberg
Alfred Herzberg
Thekla Isenberg, geb. Herzberg
Selma Werthauer, geb. Herzberg
Henny Stern, geb. Herzberg
Gertrud Lorch, geb. Herzberg
Hugo Herzberg
Ehefrau: Johanna Herzberg, geb. Frank
Kinder: Fritz (Fred) Herzberg (11.06.1921 - 31.01.2008)
Gerda Herzberg
Beruf: Kaufmann

 

Wohnorte: [1919-1931] Detmold, Lange Str. 71
Wuppertal-Elberfeld, Königstr. 13a
Detmold:
01.08.1932 Moltkestr. 25 bei Otto
02.01.1934 mit Familie Bahnhofstr. 3 bei Sinalko [sic]
01.10.1936 Sachsenstr. 25 bei Buchholz
10.01.1941 mit Familie Hornsche Str. 33
"ohne Abmeldung verzogen"

Auf der Einwohnermeldekarte der Stadt Detmold findet sich der Vermerk "Beide Großelternteile waren Volljuden".

 

Moritz Herzberg absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und war, wie seine Brüder auch, Soldat im Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg arbeitete er als Kaufmann in Warenhäusern in Essen und Darmstadt. Am 11. September 1918 heiratete er Johanna Frank in Elberfeld.

Am 13. Mai 1919 übernahm er das renommierte Konfektionsgeschäft J. A. Erda in der Langen Straße 71 in Detmold. Seine Frau Johanna erhielt Prokura. Laut Aussage seines Sohnes Fred Herzberg waren dort durchschnittlich fünfzehn Schneiderinnen beschäftigt. Dieser Betrieb wurde am 1. Februar 1931 abgemeldet. Die Familie zog 1931 aus nicht dokumentierten Gründen nach Elberfeld, um dort in die Kartonagefabrik seines Schwagers Hugo Frank einzutreten, kehrte aber im August 1932 nach Detmold zurück. Moritz Herzberg arbeitete nun seit dem 12. oktober 1932 als Vertreter für die in Elberfeld ansässige Trikotagen und Wollwarengroßhandlung "Karseboom & Co" seines Schwagers Norbert Karseboom und übernahm zudem die Buchhaltung im Geschäft seiner Frau. Er engagierte sich in verschiedenen Gremien des Detmolder jüdischen Gemeinde- und Vereinslebens: So war er Vorsitzender des Jüdischen Wohltätigkeitsvereins und Mitglied der Gemeinde-Repräsentanz und des Vorstandes der Synagogengemeinde, er war Vorsitzender des Landesverbandes der Synagogengemeinden in Lippe und war Vorstandsmitglied der Jüdischen Kultusgemeinde in Detmold. Zusammen mit seiner Frau war er Mitglied des jüdischen Kulturbundes, ebenso im Israelitischen Wohltätigkeitsverein, war Geschäftsführer des Kuratoriums der Salomon-Joel Herford'schen milden Stiftungen Detmold und war auch als Mitglied im Verein jüdischer Autobesitzer verzeichnet. Ab 1937 war Moritz Herzberg stellvertretender Vorsitzender der Detmolder Bezirksstelle der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, deren Vorsitz Eduard Kauders übernahm.

Auch Moritz Herzberg wurde während des November-Pogroms in "Schutzhaft" genommen und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Nach seiner Entlassung am 12. Dezember 1938 versuchte er, mit seiner Familie und seiner Schwiegermutter Emilie Frank Deutschland zu verlassen. Sein Gewerbe als Vertreter wurde am 4. Januar 1939 mit Wirkung bereits vom 30. Septmber 1938 abgemeldet. Somit gab es auch für ihn keine berufliche Grundlage mehr. Seinen Sohn Fritz schickte er im Februar 1939 mit einem Kindertransport nach England, um der Familie den Weg in die Flucht zu ebnen. Keiner der zahlreichen Auswanderungsversuche konnte jedoch in die Tat umgesetzt werden. Zusammen mit seiner Familie wurde Moritz Herzberg in das sog. Judenhaus in der Hornschen Straße 33 eingewiesen, nachdem sie bereits in der Sachsenstraße 25 in einem weiteren Detmolder "Judenhaus" gelebt hatten.

Am 28. Juli 1942 wurde Moritz Herzberg mit dem Transport XI/1-170 zusammen mit seiner Frau, seiner Tochter und seiner Schwiegermutter über Bielefeld nach Theresienstadt deportiert, wo er umkam.

 

Sein Sohn Fritz, später Fred, überlebte als Einziger. Mit einem Kindertransport konnte er 1939 Deutschland verlassen und nach England fliehen. Sein weiterer Fluchtweg führte ihn nach Nord-Rhodesien (heute Sambia). Dort wurde er Soldat der Britischen Armee. Der Auftrag, seine Familie nachzuholen und zu retten, war nicht zu erfüllen. Fred musste erkennen, dass seine Eltern, seine Schwester, seine Großmutter und viele seiner Angehörigen im Völkermord um ihr Leben gebracht worden waren. Er emigrierte 1947 in die USA, wo er eine eigene Familie gründete.

Bis zu seinem Tod im Jahre 2008 lebte er in St. Louis.

   

QUELLEN: StdA DT MK, D 106 A Nr. 16190; LAV NRW OWL D1 Nr. 6141, L 113 Nr. 849; KAL K2 BEG Nr. 749, 750, 764, 795, 961, 1629; LATh-HStA Weimar; Beit Theresienstadt; ZA B 1/34 Nr. 847, 853, 856, 857, 1077; Fred und Joanne Herzberg (USA); Arolsen Archives

WEITERE QUELLEN: Staatsanzeiger, 21.05.1919: HR (A 8), AG DT
Fa. J.A. Erda
Übergang auf Moritz Herzberg; Prokura Ehefrau Johanna
LZ, 13.06.1921: Geburtsanzeige eines Sohnes durch Moritz Herzberg und Frau Johanna
Korrespondenz Fred Herzberg GfCJZ Lippe

LITERATUR: Mitschke-Buchholz (2013)

 

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Portrait: HERZBERG, Moritz

Moritz Herzberg, [1938] (Sammlung Joanne Herzberg)

 

DOKUMENTE

 

Dokument 1

Einwohnermeldekarte von Moritz, Johanna, Fritz und Gerda Herzberg (StdA DT MK)

 

Dokument 2

Mitteilung von Moritz Herzberg an die Polizeiliche Meldebehörde Detmold betr. der amtlich geforderten Namensänderung, 30.12.1938 (StdA DT D 106 Detmold A Nr. 3942)

 

Dokument 3

Geldkarte aus dem KZ Buchenwald von Moritz Herzberg

 

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