18.10.1885 in Viersen/Mönchengladbach - 17.12.1938 im Konzentrationslager Buchenwald

Religionszu­gehörigkeit: evangelisch, Vermerk: Soll Jude sein!
Eltern: Moritz Harf und Josefine Harf, geb. Seligmann
Bruder: Louis Harf (geb. 10.07.1884)
Ehefrau (geschieden): Anna Margarete Harf, geb. Heier (geb. 02.03.1894 in Ratingen, kath.)
[Sohn: Willi Harf]
Tochter: Else-Margarete Harf
Beruf: Kaufmann, Betriebsaufseher

 

Wohnorte: Horn, Nordstr. 22
Detmold:
24.11.1934 Ernststr. 22 bei Hannemann
21.01.1935 Hornsche Str. 23 [sic] bei Hesse
01.04.1935 Freiligrathstr. 7 bei Büsse
19.06.1935 abgemeldet nach unbekannt
Vermerk: Am 15.8.35 ins Gefängnis Köln eingeliefert. 23.8.1935
Dortmund, Schützenstr. 103
Detmold:
22.07.1937 Woldemarstr. 47 bei Bley
Vermerk: Soll Bruchstr. 21 bei Rotbarth wohnen!
15.09.1937 Bruchstr. 21 bei Rotbart
Vermerke: Befindet sich z. Zt. im hies. Gerichtsgefängnis. 13.12.37
Am 10.2.1938 wird H. nach Hannover z. Verbüßung einer längeren Strafe überführt. 8.2.1938
10.10.1938 nach Hannover, Nordmannstr. 19 abgemeldet
l. Adresse Krefeld, Südwall 22

 

Vom 22. September bis 31. Oktober 1926 war Karl Harf "zur Beobachtung" in der Anstalt Lindenhaus untergebracht worden. Als Religionszugehörigkeit wird in den dortigen Unterlagen jüdisch angegeben.

Unter der Rubrik "Religion" wird er auch in den Meldeunterlagen der Stadt als "evgl." geführt, was allerdings durchgestrichen und vermerkt wurde: "Soll Jude sein!" Weitere Notizen vom 5. Juni 1935 und vom 23. August 1935 finden sich ebenfalls auf dieser Meldekarte: "Wird vom Oberstaatsanwalt Krefeld gesucht." (und dies laut Aktenzeichen offenbar seit Dezember 1934) sowie "Am 15.08.1935 ins Gefängnis Köln eingeliefert." 1935 meldete er das Gewerbe "Verkauf von Bildern von Haus zu Haus" an.

Es lassen sich zahlreiche Straftaten und die entsprechende juristische Reaktionen des NS-Staates für Karl Harf dokumentieren. Ebenso wurde der Familie Harf eine "schlechte Beleumundung" durch die Gestapo bescheinigt. Else Harf befand sich im Oktober 1943 ebenfalls in "Schutzhaft". Sie wurde als "asoziale Person" eingestuft, die 1935 bis 1938 in einer Fürsorgeerziehungsanstalt untergebracht war und die aufgrund ihres Lebenswandels eine "Gefahr für die Öffentlichkeit" darstellte.

Vom 4. bis 17. Februar 1936 war Karl Harf wegen "falscher Anschuldigung" in Haft und wurde ins Gerichtsgefängnis Paderborn überführt. Vom 25. September 1936 bis 23. Oktober 1936 war er in der Strafanstalt Anrath inhaftiert. Als Straftat wird "politisch" angegeben. Wegen "falscher Anschuldigung" war er vom 4. Januar 1937 bis 5. Februar 1937 in Untersuchungshaft und wurde in die Strafanstalt Anrath überführt. Wegen Diebstahls war er vom 22. Oktober 1937 bis zum 10. Februar 1938 wiederum in Untersuchungshaft und wurde am 10. Februar 1938 ins Gefängnis Hannover überführt. Auch dies wurde auf seiner Detmolder Meldekartei vermerkt. Am 10. November 1938 wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald (Häftlingsnummer 1683) in der Häftlingskategorie "BV-Jude"* eingewiesen. Seine Häftlingspersonalkarte, auf der als evangelisch registriert wurde, zeigt den Vermerk: "Schutzhaft angeordnet am 12.10.1938 durch Kripo Hann. Grund: Vorstrafen. Vorstrafen: 19 x Betrug, Diebstahl, Körperverl., Beleidigung ca. 6 Jahre Gefängnis, 1000.-RM Geldstrafe."

Karl Harf kam in Buchenwald um. Als offizielle Todesursache wurde "Oedema pulmonum", also ein Lungenödem angeführt.

Sein Tod wurde auch auf der Detmolder Einwohnermeldekarte vermerkt: "Verstorben am 17.12.1938 in Buchenwald b. Weima [sic] K.Lager".

 

Zu Karl Harf, bzw. zu einer Person gleichen Namens, liegen widersprüchliche Angaben vor, die sich nicht verifizieren lassen: Laut Angaben des UNRRA Central Traces Bureau vom 9. August 1946 sei Karl Harf im Juni 1939 nach Holland emigriert.

Gestapo-Unterlagen aus dem LAV NRW Rheinland, dass eine Person gleichen Namens und identischen persönlichen Daten am 2. Juni 1939 nach Argentinien ausgewandert sei.

   

QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 22 Detmold Nr. 6164, 6166 Gefangenenbuch 1936, 1937, L 107 D Nr. 1777 ; LAV NRW OWL Rheinland; Gedenkstätte Buchenwald; Arolsen Archives

WEITERE QUELLEN: LStZ, 22.10.1937: Detmold. "Betrügerischer Jude festgenommen."
LStZ, 2.12.1937: "Unverschämter Jude vor Gericht"

*Anm.: Die Abkürzung "BV" bedeutete "befristeter Vorbeugehäftling", im Lagerjargon "Berufsverbrecher". Diese Häftlingskategorie wurde mit einem grünen Winkel an der Kleidung gekennzeichnet. Häftlinge, die darüber hinaus als Juden gekennzeichnet werden sollten, erhielten zusätzlich einen gelben Winkel, der so aufgenäht wurde, dass beide Winkel einen "Davidstern" bildeten.

 

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DOKUMENTE

 

Dokument 1

Einwohnermeldekarte von Karl Harf (StdA DT MK)

 

Dokument 2

Häftlingspersonalkarte von Karl Harf im KZ Buchenwald

 

Dokument 3

Effektenkarte von Karl Harf im KZ Buchenwald

 

Dokument 4

Schreibstubenkarte von Karl Harf im KZ Buchenwald

 

Dokument 5

Geldkarte von Karl Harf im KZ Buchenwald

 

Dokument 6

Todesmeldung von Karl Harf im KZ Buchenwald

 

Dokument 7

Auszug aus den Totenbuch vom KZ Buchenwald

 

Dokument 8

Auszug aus der Korrespondenz zu Karl Harf

 

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