geb. 08.04.1922 in Detmold

Religionszu­gehörigkeit: keine Angaben
Eltern: Maria Elisabeth Stephan, geb. Klein und August Johannes Stephan

 

Wohnorte: Detmold, Lagesche Str. (Frauenheim)
Hagen-Haspe Nr. 28
Sept. 1927 Horn-Bad Meinberg (Kinderheim)

 

Hans Stephan wurde im Frauenheim in Detmold geboren und verbrachte seine ersten Lebensjahre in Hagen-Haspe. Im September 1927 wurde er für wenige Tage im Kinderheim in Bad Meinberg untergebracht, bevor er am 20. Oktober 1927 im Alter von fünf Jahren aufgrund von mentalen Einschränkungen im Wittekindshof aufgenommen wurde. Diese Einrichtung war 1887 als "Asyl für evangelische Blöde in Westfalen" in Volmerdingsen, Bad Oeynhausen gegründet worden. Hier wurden die Eltern von Hans Stephan allerdings als "unbekannt" angegeben. Im Dezember 1932 wurde die Notwendigkeit einer Anstaltspflege für ihn dokumentiert, da "eine Förderung [...] des Kindes", wie es hieß, "nur durch Heimerziehung möglich" sei. Am 23. Juli 1937 wurde Hans Stephan aus der Schule entlassen und fortan in der Arbeitstherapie eingesetzt, wo er Stations- und Gartenarbeiten leistete. 1938 war er in der Korbmacherei beschäftigt. Immer wieder wurden ihm Diebstähle angelastet.

Am 30. November 1941 wurde Hans Stephan mit weiteren 22 Patienten in die Provinzialheilanstalt Warstein verlegt. Laut seiner Patientenakte wurde nur wenige Wochen nach seiner Verlegung, am 8. Januar 1942, eine "verstärkte Lungenzeichnung" festgestellt. Die zeitlich größer werdenden Abstände der Eintragungen verdeutlichen eindrücklich die Vernachlässigung der Patienten. So wurde erst sieben Monate später, am 12. August 1942, angegeben, dass Hans Stephan bereits seit einigen Wochen Bettruhe verordnet worden war, "um", wie vermerkt wurde, "die ewigen Unbotmäßigkeiten und Unruhe des Patienten zu steuern". Das Krankenbett verließ Hans Stephan offenbar nicht mehr. Wiederum ein halbes Jahr später findet sich in seiner Patientenakte ein Eintrag vom 15. Februar 1943, nach dem sich sein geistiger und körperlicher Zustand verschlechtert hatte und er "noch immer zu Bett" sei. Sein Zustand blieb unverändert, bis am 4. Januar 1944 vermerkt wurde, dass sich der Patient "arg verschlechterte" und sich ein "langsamer Verfall" bemerkbar machte. Eine Medikation erfolgte offenbar nicht, zumindest finden sich keinerlei Angaben dazu. Die Lungenerkrankung von Hans Stephan verstärkte sich infolge ausbleibender medizinischer Versorgung und weiterer Vernachlässigung deutlich. Erst am 15. Oktober 1944 findet sich der nächste Eintrag in seiner Akte, nach dem der Patient "körperlich immer mehr zurück gehe". Ständiges Fieber, Husten und Herzschwäche wurden wiederum erst vier Monate später dokumentiert. Am 7. März 1945 starb Hans Stephan nach jahrelanger Mangelernährung, ohne medikamentöse Versorgung und durch systematische Vernachlässigung. Als offizielle Todesursache wurde Lungen- und Drüsentuberkulose angegeben.

   

QUELLEN: LAV NRW OWL P 3|4 Nr. 935; LWL-Archivamt für Westfalen Best. 660; Archiv der Diakonischen Stiftung Wittekindshof

LITERATUR: Michael Spehr (2020), Bernd Walter (1996)

 

 

zurück zur alphabetischen Namensliste       zu den Verzeichnissen

 

 

 

 

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.