28.03.1890 in Leer/Ostfriesland - 04.03.1943 im Konzentrationslager Theresienstadt

Religionszu­gehörigkeit: jüdisch/evangelisch
Eltern: Jehudi (gen. Gottfried) Roseboom, Schächter und Friederike Roseboom, geb. Goldschmidt
Bruder: Name unbek.

 

Wohnorte: Bethel
Heepen/Bielefeld, Petristr. 266 (Petristift, Bethel)
Detmold:
30.10.1940 Hofstr. 8 im Diakonissenhaus
03.03.1942 Gartenstr. 6
28.07.1942 "nach Theresienstadt abgemeldet"

 

Die Meldeunterlagen der Stadt vermerken unter der Rubrik "Religion: jüd. get. ev.", denn Familienangehörige mütterlicherseits waren zum evangelischen Glauben konvertiert. Nach dem Tod ihrer Eltern lebte sie bei ihrem Großvater Isidor. Als Vormund wurde ein Onkel väterlicherseits, Horst Roseboom, bestellt. Seit ihrem elften Lebensjahr war sie an Epilepsie erkrankt. Am 29. April 1903 kam sie aufgrund dessen nach Bethel in das Haus Bethsaida, wo sie als "leicht schwachsinnig" eingestuft wurde. Ihr psychische Verfassung wurde auch durch zahlreiche Operationen im Laufe ihres Lebens beeinträchtigt. Am 13. Februar 1925 wurde sie getauft, obwohl einige ihrer Angehörigen sich gegen ihre Abkehr vom Judentum gestellt hatten. Ende der 1920er Jahre verschlechterte sich ihr psychischer Zustand zusehends. Pläne, sie aus Kostengründen aus Bethel zu entlassen, da die Notwendigkeit eine Anstaltspflege angezweifelt wurde, oder in ein israelitisches Heim zu verlegen, scheiterten letztlich aufgrund einer ärztlichen Intervention. Pauline Rosebooms Verbleib in Bethel wurde auch durch ihren 1925 erfolgten Übertritt in die evangelische Kirche befördert. Durch die Vermittlung des Pfarrers Heinrich Kötter wurde sie 1940 in das Kranken- und Siechenhaus Petristift nach Heepen verlegt, was sie vor der Ermordung im Rahmen der sog. Euthanasie noch rettete, denn aus Bethel waren am 21. September 1940 acht Patienten jüdischen Glaubens oder jüdischer Abstammung in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf bei Hannover verlegt worden. Von dort aus wurden sie in das ehemalige Zuchthaus Brandenburg überstellt, um in der dort von der Zentrale der "Aktion T4" eingerichteten Gaskammer getötet zu werden.

Am 17. September 1940 wurde Pauline Roseboom in das Diakonissenhaus Detmold verbracht, wodurch sie einer weiteren Verfolgungsmaßnahme entging, denn von dort sollte sie in die Jacoby'sche Anstalt in Bendorf-Sayn, Israelitische Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke verlegt werden, in der "jüdische Geisteskranke" konzentriert wurden. Auf diese Weise konnte sie ein weiteres Mal gerettet werden.

Im März 1942 wurde sie in das Detmolder jüdische Altersheim eingewiesen. Am 28. Juli 1942 wurde sie von dort mit dem Transport Nr. XI/1 über Bielefeld nach Theresienstadt deportiert, wo sie umkam. Laut Todesfallanzeige des dortigen Ätestenrates starb sie an einer Herzerkrankung.

   

QUELLEN: StdA DT MK; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, L 113 Nr. 849; Beit Theresienstadt; www.holocaust.cz

LITERATUR: Grell, Hubrich (2010), Müller (1992), Müller (2008)

 

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DOKUMENTE

 

Dokument 1

Einwohnermeldekarte von Pauline Roseboom (StdA DT MK)

 

Dokument 2

Todesfallanzeige für Pauline Roseboom, Theresienstadt 04.03.1943 (Nationalarchiv Prag HBMa, Inv. Nr. 2956 - digitalisiert von der Theresienstädter Initiative, Prag)

 

 

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