07.07.1900 in Detmold - 28.01.1944 im Gefängnis Fuhlsbüttel, Kommando des Konzentrationslagers Neuengamme

Religionszu­gehörigkeit: katholisch
Eltern: Anton Höppner (02.02.1866 - 05.09.1933) und Luise Höppner, geb. Reichardt (01.06.1872-16.03.1938)
1.Ehemann: Friedrich Obenhaus (20.10.1894 in Blomberg - 1958 in Bielefeld)
Sohn: Karl-Friedrich Obenhaus (01.11.1921 - 1988)
2.Ehemann: Alexander Lange (08.07.1903 in Eisenach - ca. 1980)

 

Wohnorte: Eichholz, Spork Nr. 16
1904 Detmold, Hornsche Sr. 33
Hamburg-Harburg, Hoppenstedt Str. 76

 

Die Eltern von Elisabeth Höppner zogen nach ihrer Hochzeit im Jahr 1890 nach Detmold und eröffneten zunächst eine Wollmanufaktur in der Krummen Straße 5. Ab 1904 arbeite ihr Vater als Wanderziegler und wurde von ihrer Mutter vermutlich begleitet. In den 1920er Jahren betrieb Anton Höppner ein Aussteuergeschäft in Detmold in der Langen Straße 76.  Ihre Kinder wurden in den ersten Lebensjahren jeweils für einige Monate von Nonnen in einer sog. Kinderbewahranstalt in der Louisenstraße 3 erzogen. 1921 heiratete Elisabeth Höppner den Obersteuersekretär Friedrich Obenhaus aus Blomberg. Am 1. November 1921 wurde ihr gemeinsamer Sohn Karl-Friedrich (Fritz) in Geestemünde (heute Bremerhaven) geboren. Diese Ehe wurde 1931 geschieden.

Zehn Jahre später heiratete sie den Handelsvertreter Alexander Lange und lebte mit ihm und ihrem Sohn aus erster Ehe in Hamburg-Harburg. Mit der dort benachbarten jüdischen Familie Leipelt, vor allem mit Dr. Katharina Leipelt, geb. Baron aus Wien, verband sie eine Freundschaft, die sie trotz antisemitischer Ausgrenzung und Verfolgung der Leipelts aufrecht erhielt. Diese freundschaftliche Verbindung der beiden Frauen war privater Natur. Der Konatkt war über die Söhne enstanden, die zeitweise die gleiche Klasse in der damaligen Harburger Oberschule für Jungen besuchten. Laut Zeitzeugenberichte kann Elisabeth Lange als politisch nicht sonderlich interessiert oder gar aktiv bezeichnet werden. 

Durch den Sohn Hans Leipelt, der in seiner Münchner Studienzeit Kontakte zur "Weißen Rose" geknüpft hatte und der im April 1943 seine Familie besuchte, gelangte mindestens eines der Flugblätter der "Weißen Rose" auch nach Hamburg und löste im Verwandten- und Freundeskreis intensive Diskussionen aus. Hans Leipelt wurde wegen seiner politischen Aktivitäten - er habe auch in Hamburg im Hause seiner Eltern einen eigenen Widerstandskreis unterhalten -  und seiner Verbindung zur "Weißen Rose" verhaftet. Auch einige seiner Münchner und Hamburger Freunde wurden wenig später festgenommen.

Elisabeth Lange wurde am 10. Dezember 1943 verhaftet, nachdem drei Tage zuvor bereits ihre Freundin Katharina Leipelt festgenommen worden war. Es ist ungeklärt, ob sie jenes Flugblatt überhaupt kannte und ob und inwieweit sie in die politischen Aktivitäten von Hans Leipelt eingeweiht oder involviert war.

Elisabeth Lange wurde weiteren Quellen wie Zeitzeugenberichten zufolge verdächtigt, einen Koffer der Familie Leipelt, in dem möglicherweise Flugblätter der "Weißen Rose" oder auch Wertgegenstände der Leipelts waren, in ihrem Gartenhaus versteckt zu haben. Möglicherweise wurde sie bei diesen Tätigkeiten beobachtet und später denunziert. Elisabeth Lange wurden - wie den anderen Verhafteten auch - "Vorbereitung zum Hochverrat, Wehrkraftzersetzung, Feindbegünstigung und das Abhören und Verbreiten" von Nachrichten ausländischer Rundfunksender vorgeworfen. Der Generalstaatsanwalt war der Auffassung, der "zersetzende Einfluss" der Verhafteten reichte weit über den engeren Kreis hinaus.

Bekannt ist, dass die polizeilichen Voruntersuchungen von Gestapo- und SS-Männern durchgeführt wurden, die als Spezialisten im Umgang mit politischen Gegnern galten und die wegen ihres Zynismus und ihrer Brutalität berüchtigt und entsprechend gefürchtet waren. Auch der Kommandant des Polizeigefängnisses Fuhlsbüttel Willi Tessmann war aktiver Teil nicht nur der Ermittlungen und Verhöre, sondern auch der Misshandlungen der Inhaftierten.

Elisabeth Lange wurde nach ihrer Festnahme in das Gestapogefängnis Fuhlsbüttel gebracht und in eine  Einzelhaftzelle, in die nur ein Hocker und ein tagsüber hochgeklapptes Metallbett passten, eingewiesen. Überlebende wussten später von Schlägen und Folterungen durch Schlafentzug zu berichten, durch die weitere Aussagen erzwungen werden sollten. Weitere tägliche Misshandlungen und Folterungen in der Gestapo-Zentrale im Hamburger Stadthaus erfolgten in den ersten Wochen für viele der Verhafteten.

Diesen Haftbedingungen, noch dazu vebunden mit einer schweren Erkrankung, vermochte Elisabeth Lange nicht standzuhalten. In der Nacht vom 27. zum 28. Januar 1944 erhängte sie sich am Fensterkreuz ihrer Zelle. Einen Monat zuvor hatte sich bereits ihre Freundin Katharina Leipelt das Leben genommen.

Laut Aussagen von Familienangehörigen soll Elisabeth Lange Gestapohaft und Folter bis zuletzt standgehalten haben, um ihren Ehemann Alexander Lange zu schützen. Demnach soll sie daran festgehalten haben, dass dieser nichts von den Flugblättern der Weißen Rose gewusst habe. Alexander Lange habe als Handelsvertreter eine relativ große Bewegungsfreiheit in Deutschland auch während der Kriegsjahre gehabt und habe damit verbunden diverse Kurierdienste in Zusammenhang mit der Weißen Rose ausführen können. Ihm sei eine Tatbeteiligung nicht nachgewiesen worden und er sei aufgrund der Standhaftigkeit seiner Frau wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Unter den Privatsachen, die ihrem Sohn Fritz Obenhaus übergeben wurden, fand sich ein Abschiedsbrief,  den sie zwei Tage vor ihrem Freitod, am 26. Januar 1944, an ihn geschrieben hatte. Darin heißt es am Ende: "[...] Nie war ich meinem Vaterlande untreu, der Schein ist gegen mich. Kämpfe und forsche gegen den Krebs. Mama
Du sollst die Qual Deiner Mama nicht sehen."

Elisabeth Langes Leichnam wurde verbrannt. Die Urne erhielt später ihr Sohn, der sie auf der Grabstätte seiner Großeltern Anton und Luise Höppner auf dem Friedhof in der Blomberger Straße in Detmold beisetzen ließ.

In der "Totenliste Hamburg Widerstandskämpfer und Verfolgter 1933-1945" findet sich für Elisabeth Lange der Vermerk: "In den Tod getrieben".

 

In Hamburg und in Detmold (zurzeit noch in Planung) wurde bzw. wird eine Straße nach ihr benannt. 2021 soll die Stadtteilschule Ehestorfer Weg in Harburg in Elisabeth Lange Schule umbenannt werden.

   

QUELLEN: StdA DT MK; Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg; Arolsen Archives; Klaus Möller (www.stolpersteine-hamburg.de); Oliver Haugk, Hamburg
Der ungekürzte Abschiedbrief von Elisabeth Lange an ihren Sohn findet sich in: Elisabeth Lange. Eine Frau aus Detmold im Umfeld der "Weißen Rose". In: Nationalsozialismus in Detmold (1998), S. 849-856, hier S. 855.

LITERATUR: Henke u. a. (1998), Fischer-Appelt (2021)

 

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Portrait: LANGE, Elisabeth, geb. Höppner

Elisabeth Lange, o.J.
(StdA DT DT V 19 Nr. 176)

 

DOKUMENTE

 

Dokument 1

ITS-Karteikarte von Elisabeth Lange

 

Dokument 2

Kriegsopfer-Karteikarte von Elisabeth Lange-Kartei des Amtes für die Erfassung von Kriegsopfern, Berlin

 

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