geb. 02.06.1879 in Wünnenberg (heute: Bad Wünnenberg)

Religionszu­gehörigkeit: jüdisch
Eltern: Henrietta Aronstein, geb. Rapp (17.06.1854 in Anröchte - 26.03.1920 in Wünnenberg) und Levi Aronstein (17.12.1847 in Wünnenberg - 24.12.1922 in Wünnenberg)
Geschwister: Toni Katzenstein, geb. Aronstein (geb. 18.08.1880), Siegfried (Fritz) Aronstein (18.10.1882 in Wünnenberg - 03.11.1937 in Frankfurt/M.), Hermann Aronstein (geb. 08.04.1884 in Wünnenberg), Eduard Aronstein (30.07.1886 in Wünnenberg - 31.03.1915), Mathilde (Tilly) Meyer, geb. Aronstein (20.10.1887 in Wünnenberg), Anna (Änne) Aronstein (geb. 24.09.1889 in Wünnenberg), Erna Aronstein (geb. 23.05.1893 in Wünnenberg), Paul Aronstein (14.08.1896 in Wünnenberg - 11.09.1968 in Littleton, USA), Friedel Aronstein
Ehemann: Karl (auch: Carl) Kahn (14.04.1876 in Haaren - 09.12.1943 in Theresienstadt), Kaufmann
Beruf: "Pensionärin", Hausfrau

 

Wohnorte: Wünnenberg Nr. 114 (heute Mittelstr. 12)
01.07.o. J. Detmold, Elisabethstr. 65 bei Meyer
20.05.1897 nach Wünnenberg abgemeldet
Haaren Nr. 152
Haaren Nr. 97

 

Hedwig Aronstein, verh. Kahn aus Wünnenberg war für einige Zeit in Detmold als sog. Pensionärin gemeldet. Möglicherweise wurde sie hier - wie andere jüdische jungen Frauen auch - in einer Pension lebend in gesellschaftlichen Umgangsformen und hauswirtschaftlichen Fertigkeiten unterwiesen. Sie kehrte nach Wünnenberg zurück und lebte später mit ihrem Ehemann Karl Kahn in Haaren, wo dieser ein Kolonialwarengeschäft betrieb.

Ab 1933 wurden die Geschäfte jüdischer Eigentümer gekennzeichnet und boykottiert, auf ihre Wohnungen und Geschäfte wurden Anschläge verübt. Bereits ab 1937 wurden die Wohnungen der 23 jüdischen Einwohner mit dem Schild "Jude" versehen. Während des Novemberpogroms wurde Karl Kahn mit den anderen jüdischen Männern aus Haaren zunächst im örtlichen Spritzenhaus festgehalten, um dann über Paderborn in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt zu werden. Dort war er vom 12. November bis zum 24. Dezember 1938 in Haft

Am 28. Juli 1942 wurde Hedwig und Karl Kahn mit dem Transport XI/1-207 bzw. 206 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Karl Kahn kam dort am 9. Dezember 1943 um.

Hedwig Kahn wurde am 15. Mai 1944 aus Theresienstadt mit dem Transport Dz Nr. 2167 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz überstellt. Auf diesem Transport befanden sich 2501 Menschen, 134 von ihnen überlebten. Hedwig Kahn gehörte nicht zu ihnen. Ihr genaues Todesdatum ist nicht dokumentiert.

Ihr Bruder Eduard Aronstein kam bereits im Ersten Weltkrieg ums Leben.

Ihr Bruder Hermann lebte in Anröchte. Nach seiner Haft im Konzentrationslager Sachsenhausen bis zum 16. Dezember 1938 wurde er am 30. April 1942 in das Ghetto Zamosc deportiert.

Ihre Schwester Tilly Meyer wohnte in Alfhausen und wurde am 13. Dezember 1941 nach Riga deportiert.

Hedwig Kahns Bruder Paul und dessen Frau und ihre beiden Kinder Erich und Lottie waren in den 1930er Jahren die letzte jüdische Familie in Wünnenberg. Paul Aronstein wurde im Novemberpogrom in sog. Schutzhaft genommen und in das Konzentrationslager Buchenwald (Häftlingsnr. 29029) verschleppt. Seine Familie wurde am 11. November 1938 überfallen und das Haus verwüstet. 1939 gelang Paul Aronstein nach Vorwarnung vor einer erneuten Verhaftung die Flucht nach Belgien, wo er seine beiden Kinder wiedertraf, die allein auf die Reise geschickt worden waren. Zusammen wurden sie im Lager Marneffe interniert.

Paul Aronstein wurde in St. Cyprien inhaftiert, wo ihn seine Kinder ausfindig machten, die durch Flucht dem Internierungslager Gurs entkommen waren. Durch den Bericht der der im April 2020 hoch betagt verstorbenen Tochter Lottie Salton, geb. Aronstein werden die Informationen der Gedenkstätte Yad Vashem widerlegt, nach denen Paul Aronstein auch im Sammel- und Durchgangslager Drancy inhaftiert gewesen und in Auschwitz ermordet worden sei. Vielmehr gelang ihm 1941 zusammen mit seinen Kindern die Flucht in die USA, wo sie auch seine Frau Adele und deren Mutter wiedertrafen, denen auf anderen Fluchtwegen ein Entkommen gelungen war.

   

QUELLEN: StdA DT MK; Arolsen Archives

LITERATUR: Naarmann (2006)

 

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DOKUMENTE

Dokument 1

Einwohnermeldekarte für Hedwig Aronstein (StdA DT MK)

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