geb. 20.03.1874 in Breslau - 29.09.1942 im Konzentrationslager Theresienstadt

Religionszu­gehörigkeit: zunächst jüdisch, zum Christentum übergetreten
Eltern: Jenny Epstein, geb. Silbermann und Julius Epstein, Kaufmann und Makler
Geschwister: Walter Epstein (geb. 1877)
Schwestern
Ehefrau: Hertha Helene Emilie von Eppstein, geb. Reimann (21.08.1879 in Guhrau/Schlesien - 02.08.1937 in Berlin)
Tochter: Ingeborg Hertha Helene von Eppstein (08.03.1909 in Berlin - 07.03.1922 in Berlin)
Beruf: Journalist, Schriftsteller, Chef des Geheimen Kabinetts Leopold IV. zur Lippe

 

Wohnorte: Breslau
1901 Berlin
05.12.1912 Detmold, Schlossplatz 5 (Pavillon 5)
01.06.1921 mit Familie nach Berlin-Lichterfelde, Potsdamerstr. 32 abgemeldet
Berlin, Oranienburgerstr. 31

 

In Breslau wurde er als Georg Johannes Friedrich Epstein als Sohn jüdischer Eltern geboren, allerdings spielte die Religionszugehörigkeit wohl eher keine Rolle. Nach eigenen Angaben, die bislang jedoch nicht anhand von Dokumenten verfiziert werden können, besuchte er in seiner Geburtsstadt das Realgymnasium sowie das Johannesgymnasium. Auch  sein Abitur und sein Studium in Breslau oder Berlin können bislang nicht eindeutig nachgewiesen werden. Georg Epstein arbeitete in den Jahren 1896/96 als Redakteur bei der "Tilsiter Allgemeinen Zeitung" und gab in diesem Zeitraum einen ersten Gedichtband ("Erste Wanderfahrten", 1896) heraus, dem weitere folgen sollten ("Fallendes Laub", "Else, ein Liederreigen" und "Im Vorübergehen"). Seinen Militärdienst leistete er 1897/98 in Königsberg, bevor er ab 1898 als Feuilleton-Redakteur bei der "Breslauer Frauenzeitung" arbeitete. Im Jahr 1901 siedelte er nach Berlin, wo er nicht nur Schriftleiter der "Neuen Politischen Correspondenz" tätig war, sondern auch zum Dr. phil. promoviert wurde (Promotionsverfahren und Thema sind bislang nicht nachweisbar).

Am 9. März 1901 sagte sich Georg Epstein vom jüdischen Glauben los und trat zum christlichen Glauben über. Seine Taufe fand in der Jerusalemgemeinde in Berlin-Kreuzberg statt. Nur wenige Tage später, am 16. März 1901, heiratete er die nichtjüdische Hertha Reimann aus Guhrau. 1904 wurde er Mitglied des renommierten heraldischen Vereis "Herold" zu Berlin und setzte in den folgenden Jahren seine schriftstellerischen und journalistischen Artbeiten fort. So trat Epstein 1904 nicht nur als Mitherausgeber des "Deutschen Ordens-Almanach" in Erscheinung, sondern knüpfte erste Verbindungen nach Lippe durch sein journalistisches Engagement für die "Biesterfelder Sache" im Rahmen der letzten Phase des Lippischen Thronfolgestreits. 1905 erfolgte die Herausgabe seines Romans "Märchenmenschen". Im Mai 1912 wurde Georg Epstein zum Vortragenden Rat im Geheimen Kabinettmit dem Titel "Geheimer Kabinettsrat im Fürstlichen Hofmarschallamt" ernannt. Wenige Monate später, im November 1912, siedelte er mit seiner Frau und seiner 1909 geborenen Tochter Ingeborg nach Detmold über, wo ihm eine steile Karriere als enger Berater des Fürsten Leopold IV. zur Lippe bevorstand. 1913 wurde er Mitglied der Akademie der gemeinnützige Künste zu Erfurt. Während seines Einsatzes im Ersten Weltkriegs erhielt er zahlreiche Orden und Auszeichnungen und wurde enstprechend befördert. Am 25. Oktober 1915 wurde er unter dem Namen "von Eppstein" nobilitiert. Im Januar 1917 erfolgte die Verleihung des Titels "Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz". Sein gesellschaftlicher Aufstieg rief Neider und Kritiker auf den Plan, die ihre antisemitische Grundhaltung deutlich zum Ausdruck brachten. Georg von Eppstein wurde am 2. Februar 1917 die Ehrendoktorwürde der Juristischen Fakultät der Universität Erlangen verliehen. Im selben Jahr wurde ihm zudem der Professoren-Titel durch den lippischen Landesherrn verliehen. Am 12. November 1918 wurde er in den Freiherrnstand erhoben. Nach der Revolution 1918, die der sehr konservative, kaisertreue und patriotische Eppstein als "militärischen und staatlichen Zusammenbruch" bezeichnte, und dem Thronverzicht Leopolds IV. wurde dieser im Juni 1921 aus den Fürstlichen Diensten entlassen und zog mit seiner Familie nach Berlin-Lichterfelde, wo er wiederum als freier Schriftsteller tätig war. Trotz seiner Herausgeber- und Autorentätigkeiten (Herausgabe u. a. von Gedichtbänden und Überarbeitung älterer Werke) setzte von Eppstein auch von Berlin aus seine Beratertätigkeit für den ehemaligen lippischen Landesherrn fort und vertiefte einmal mehr damit die Verbindung zur fürstlichen Familie, insbesondere zu Leopold IV. Im Jahr 1934 erfolgte die Herausgabe seines letzten Buches "Von Draußen und Drinnen" in der Detmolder Meyerschen Hofbuchhandlung von Max Staercke; zwei Jahre später, 1936, erschien zusammen mit Staercke eine Biografie über den Prinzen Bernhard zur Lippe.

Der Tod von Eppsteins Frau am 2. August 1937 war nicht nur ein schwerer persönlicher Schlag, sondern bedeutete für ihn, der sich nie im Judentum verankert sah, den Verlust der Privilegien von in sog. Mischehe lebenden "Rassejuden", die ihn bis dahin vor antisemitischen Ausgrenzungen und Drangsalierungen einen gewissen Schutz gewährt hatten. Die zunehmenden Repressalien nach dem Novemberpogrom 1938 durch den NS-Staat brachten ihn nicht nur in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Ein Versuch Leopolds IV. zur Lippe von Eppstein Flucht und Existenz in den Niederlanden durch Hilfe seines Neffen, den Prinzen Bernhard der Niederlande, zu ermöglichen, scheiterte, da dieser die drohenden Gefahren als nicht so dringlich befand. Am 14. März 1941 wurde Georg von Eppstein durch das Reichsinnenministerium nicht nur die Namensänderung, sondern auch die Standeserhöhungen aberkannt, so dass er nunmehr zwangsweise den Namen Georg Israel Epstein führen musste. Als 1942 seine Deportation drohte, versuchte Leopold IV. zur Lippe nochmals seinen Berater und Freund zu retten. Doch auch seine Eingabe vom 12. März 1942 an den Reichsminister und Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers, einem Jugendfreund Eppsteins, blieb erfolglos. Am 26. Juni 1942 wurde Georg Eppstein, der inzwischen auf einem Auge erblindet war, verhaftet und in das Altenheim der Jüdischen Gemeinde Berlin in der Großen Hamburger Straße 26 verbracht, das zum Sammellager für die zur Deportation bestimmten Juden umfunktioniert worden war.

Am 2. Juli 1942 wurde Georg Epstein mit dem Transport I/14-600 von Berlin nach Theresienstadt deportiert, wo er nach wenigen Wochen umkam. Laut Todesfallanzeige des dortigen Ältestenrates starb er an Herzschwäche. Weitere Quellen nennen "Darminfektion" als offizielle Todesursache.

   

QUELLEN: LAV NRW OWL D87 Nr. 30, 31, 52; FLA Nr. 155; Bundesarchiv Berlin; Geheimes Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz Berlin; Stiftung "Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum"; OFD Berlin; Brandenburgisches Landeshauptarchiv; Beit Theresienstadt; Arolsen Archives; www.holocaust.cz; Stefan Wiesekopsier (Bad Salzuflen)

WEITERE QUELLEN: Amtsblatt, 30.05.1912: Ernennung des Prof. Dr. phil. Georg Epstein, Leutnant der Reserve im 4. Schlesischen Infanterie-Regiment Nr. 51, Berlin zum Vortragenden Rat im Geheimen Kabinett und Hofmarschallamt mit Diensttitel "Geheimer Kabinettsrat im Fürstl. Hofmarschallamt" durch den Fürsten
Amtsblatt, 18.09.1912: Genehmigung des Fürsten für Prof. Dr. Epstein, z.Zt. Berlin, zur Annahme des Kommandeurkreuzes mit Krone des Königl. Bulgarischen Zivilverdienstordens
Amtsblatt, 19.03.1913: Erlaubnis zur Anlegung des Offizierskreuzes des Herzogl. Ordens Heinrichs des Löwen für Prof. Dr. Epstein
Amtsblatt, 04.06.1913: Verleihung des Ehrenkreuzes 2. Klasse des Fürstl. Lipp. Hausordens an Prof. Dr. Epstein
LZ, 27.02.1915: Detmold. "Der Geheime Kabinettsrat Professor D. Epstein, der als Leutnant und Ordonanzoffizier beim Generalkommando eines Reservearmee-Korps auf dem westlichen Kriegsschauplatz kämpft, hat das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhalten."
Amtsblatt, 03.03.1915: Verleihung des Lipp. Kriegsverdienstkreuzes an Geh. Kabinettsrat Prof. Dr. Epstein, Leutnant d.R. a.D.
Amtsblatt, 25.09.1915: Verleihung des Fürstl. Lipp. Kreigsehrenkreuzes für heldenmutige Tat an Oberleutnant Epstein, Ordonnanzoffizier beim Generalkommando des VII. Armeekorps
Amtsblatt, 06.11.1915: Ernennung Prof. Dr. Epsteins zum Chef des Geheimen Zivilkabinetts mit dem Rang eines Rates I. Klasse
Amtsblatt, 06.11.1915: Verleihung des erblichen Adels unter dem Namen "von Eppstein" an Prof. Dr. Epstein
LTZ, 06.11.1915: Detmold. "Geheimes Zivilkabinett"
Erblicher Adel für Prof. Dr. Epstein
Fürstl. Lipp. Kalender 240. Jg., 1916 Beilage: "Ehrentafel lippischer Helden"
Oberleutnant a.D. Epstein - Detmold (Biogr.) und Foto
Staatsanzeiger, 13.01.1917: Verleihung des "Charakters als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz" an Prof. Dr. von Eppstein
LTZ, 11.02.1919: Erklärung von Eppsteins gegen ein den Zeitungen beiliegendes Flugblatt bezügl. seiner Tätigkeit als Kabinettschef


LITERATUR: Epstein, Georg (1899); Ders. (1900); Ders. (1917); Ders.(?); Ders. (?); Kittel (1978); Degener Hg (1935); Gotha (1921 u. 1933); Reichold (1977)

 

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Portrait: EPPSTEIN, Georg Johannes Friedrich Freiherr von

Georg von Eppstein, 1919
(StdA DT DT V 19 Nr. 199)

 

DOKUMENTE

 

Dokument 1

Einwohnermeldekarte von Georg, Hertha und Ingeborg von Eppstein (StdA DT MK)

 

Dokument 2

Todesfallanzeige für Georg von Eppstein, Theresienstadt 26.09.1942 (Nationalarchiv Prag HBMa, Inv. Nr. 2956 - digitalisiert von der Theresienstädter Initiative, Prag )

 

Dokument 3

Auszug aus der Korrespondenz zu Georg Eppstein

 

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