16.06.1863 in Küstrin - 04.09.1942 im Ghetto und Konzentrationslager Theresienstadt

Religionszu­gehörigkeit: jüdisch
Ehemann: Theodor Nathan Steinheim
Kinder: Josef Kurt Steinheim (Schauspieler, 20.12.1889 in Hainichen - 29.01.1918, gefallen)
Hanna Gretchen (später: Grace) Stern, geb. Steinheim (Büroangestellte, 12.02.1891 in Freiberg - 05.02.1977 in Long Island, USA)
Erich Albert Steinheim (Kaufmann, geb. 24.04.1892 in Freiberg)
Erna Else Treitel, geb. Steinheim (geb. 23.06.1894 in Lage)
Martin Steinheim (Dekorateur, geb. 10.09.1895 in Detmold),

 

Wohnorte: Küstrin
1890 Hainichen, Neumarkt (früher Hainichen Nr. 420)
18.08.1890 Freiberg, Fischerstr. 8
03.08.1892 Stettin
03.10.1894 Detmold, Lagesche Str. 36 bei Baumeister
Frankfurt/Main:
22.09.1896 Frankfurt/Main, Kronprinzenstr. 38 aus Essen
29.08.1897 aus Detmold zurück
01.10.1899 Kronprinzenstr. 28
01.04.1904 Scharnhorststr. 12
23.03.1909 Ruprechtsr. 6
08.04.1932 Hanauer Landstr. 25
[1935] Leerbachstr. 104
04.01.1936 Bornwiesenweg 53
18.02.1939 Unterweg 20
07.11.1939 Wöhlerstr. 13
Bornwiesenweg 12

 

Über Therese Moseskas Lebensumstände vor ihrer Hochzeit ist aufgrund der Quellenlage nur sehr wenig zu ermitteln. Am 18. März 1889 heiratete sie Theodor Steinheim aus Heiden bei Lage und hatte mit ihm acht Kinder. Die weitaus längste Zeit verbrachte die Familie, bedingt durch die beruflichen Tätigkeiten des Ehemanns und Vaters, in Frankfurt am Main. Mit Detmold verband sie zwei Jahre. Hier wurde auch ihr Sohn Martin geboren.

Im Alter von 79 Jahren wurde Therese Steinheim zusammen mit ihrem Mann am 18. August 1942 aus einem Frankfurter jüdischen Altersheim in der Wöhlerstraße 13 mit dem Transport XII/1 Nr. 867 nach Theresienstadt deportiert. Es handelte sich um die siebte Deportation aus Frankfurt, für die nun ganze Heime aufgelöst und damit große Gebäude frei wurden. Die alten und oftmals gebrechlichen Menschen mussten sich nicht wie zuvor üblich in der Frankfurter Großmarkthalle für den Transport einfinden, sondern wurden zunächst in dem großen Altersheim im Rechneigraben 18-20 gesammelt. Von dort wurden sie mit Lastwagen zum Ostflügel der Großmarkthalle und zu dem dahinter liegenden Gleis 40 gebracht, von dem der Personenzug nach Theresienstadt abfuhr. Insgesamt umfasste dieser Transport 1.020 Menschen. Elf von ihnen überlebten den Transport aufgrund der katastrophalen Bedingungen nicht. Laut einem Zeitzeugenbericht erreichte der Zug einen Tag später bei großer Hitze Theresienstadt. Die Frauen mussten noch eine zusätzliche Qual über sich ergehen lassen, indem sie gezwungen wurden, sich nackt auszuziehen und sich den Blicken der SS-Männer auszusetzen. Die von jenem Zeitzeugen angestellte Vermutung, die Peiniger seien möglicherweise auf der Suche nach Gold und Silber gewesen, galt offenbar nur für die jüdischen Frauen.1 Nur siebzehn der mehr als eintausend Deportierten erlebten die Befreiung.

Therese Steinheim starb bereits kurze Zeit nach ihrer Ankunft in Theresienstadt am 4. September 1942. Die Todesursache wurde laut Todesfallanzeige des dortigen Ältestenrates mit Altersschwäche und Herzlähmung angegeben. Ihren Mann Theodor überlebte sie um drei Tage.

Ihr Sohn Erich wurde als sog. Aktionsjude am 12. November 1938 in Buchenwald eingeliefert (Häftlingsnummer 26081) und am 20. November 1938 dort entlassen. Am 18. Februar 1945 wurde er mit dem Transport XII/10 Nr. 164 ebenfalls nach Theresienstadt deportiert. Er überlebte und kehrte im Juni 1945 zunächst nach Frankfurt am Main zurück. Erich Steinheim emigrierte im Dezember 1946 in die USA.

Martin Steinheim wurde wie sein Bruder Erich - wie es offiziell hieß - bei der "Judenaktion vom 10.11.38" von Frankfurt nach Buchenwald (Häftlings-Nr. 29290) verschleppt, wo er erst am 6. Januar 1939 entlassen wurde. Er überlebte Verfolgung und Völkermord.

Seine Schwester Gretchen, später Grace, war verheiratet mit Jakob Stern (geb. 28.01.1886) und emigrierte ebenfalls in die USA. Dort starb sie 1977.

1 "Große Hitze. Gestern zogen die Nazis den Frauen, die aus Deutschland kamen, die Kleider aus und besahen sie nackt. Sie wollten vielleicht Gold oder Silber finden." In: Redlich (1995)

   

QUELLEN: StdA DT MK; Institut für Stadtgeschichte Frankfurt/Main; StdA Hainichen; StdA Freiberg; StdA Essen; www.holocaust.cz; Nationalarchiv Prag; Institut Theresienstädter Initiative; Arolsen Archives

LITERATUR: Hankemeier (2003), Kingreen (1999) und (2016)

 

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DOKUMENTE

 

Dokument 1

Todesfallanzeige für Therese Steinheim, Theresienstadt 04.09.1942 (Nationalarchiv Prag HBMa, Inv. Nr. 2596 - digitalisiert von der Theresienstadt Initiative Prag)

 

Dokument 2

Inhaftierungsbescheinigung für Therese Steinheim durch das Internationale Rote Kreuz, 2. Mai 1958 (Auszug aus der Korrespondenzakte, 6.3.3.2-104398160-ITS Digital Archive, Arolsen Archives)

Dokument 3

Sterbeurkunde für Therese Steinheim, Arolsen 28. Oktober 1958 (Auszug aus der Korrespondenzakte, 6.3.3.2-104398158-ITS Digital Archive, Arolsen Archives)

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