W_Biographien
geb. 02.03.1884 in Detmold
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Moses (1844-1917) und Regina Gusdorf, geb. Frankenstein (31.12.1849-1924) |
Geschwister: | Albert Gusdorf (geb. ca. 1875) Ernestine (Emmy) Michelsen, verw. Turk, geb. Gusdorf Max Gusdorf Hermann Gusdorf Else Bloch, geb. Gusdorf Anna (Aenne) Falk, geb. Gusdorf Bertha Feibusch, geb. Gusdorf (30.09.1885-20.01.1976) Talette Gusdorf (geb. 27.01.1889 in Detmold) Gretchen (Marga) Gusdorf (geb. 28.05.1887 in Detmold) |
Ehemann: | Jakob Warschauer (30.01.1880 in Gnesen - 08.12.1929 in Bremen) |
Söhne: | Walter Warschauer (geb. 19.12.1921) und Kurt Warschauer (geb. 30.12.1924) |
Wohnorte: | Detmold, Hornsche Str. 37 1919-01.04.1936 Bremen, Weberstr. 26 Bremen, Humboldtstr. 10 |
Am 30. Oktober 1920 heiratete sie Jakob Warschauer in Hildesheim. Dieser war 1919 nach Bremen gekommen, wo er eine Fahrrad- und Nähmaschinenhandlung betrieb. Nach dessen Tod führte Henny zunächst das Geschäft weiter, handelte aber später mit Lebensmitteln. Am 22. November 1938 musste sie infolge der Entrechtungen, die im Zusammenhang des Novemberpogroms eingeführt wurden, das Gewerbe abmelden.
Am 17. oder 18. November 1941 wurden Henny Warschauer und ihre Söhne nach Minsk deportiert. Das Landesamt für Wiedergutmachung Bremen verwies am 27. August 1957 auf den "Weser-Kurier" vom 28. September 1946, in dem auch Henny Warschauer auf der "Liste der jüdischen Nazi-Opfer aus Bremen, welche am 28. Juli 1942 in Minsk ermordet wurden" zu finden war.
1948 wurde sie vom AG Bremen für tot erklärt. Als offizielles Todesdatum wurde der 8. Mai 1945 festgesetzt.
Ihr Sohn Kurt starb vermutlich ebenfalls in Minsk. Walter Warschauer starb laut Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz am 24. März 1945 im Konzentrationslager Neuengamme. Neben einer Eintragung im Bestandsbuch Bremen-Schützenhof (Angabe der KZ-Gedenkstätte Neuengamme) findet sich sein Name noch in einer Kriegsgräberliste des Friedhofs Osterholz und Riensberg, Bremen, vom 23. September 1957. Laut dieser Liste war er Schlosser. Als Todesort wird Bremen-Schützenhof angegeben.
Ihre Schwestern Bertha und Gretchen (Marga) Gusdorf konnten in die USA emigrieren. Sie starben eines natürlichen Todes im Alter von etwa 87 und 92 Jahren und wurden in San Francisco beigesetzt. Im August 2000 starb Berthas Tochter 87jährig ebenfalls in San Francisco.
QUELLEN StdA DT MK; LAV NRW OWL D 87 Nr. 9, 10; KZ-Gedenkstätte Neuengamme; Arolsen Archives; Renate Gisder (Detmold); Eva Freeman (England)
WEITERE QUELLEN Amtsblatt, 24.3.1900: Zwangsversteigerung von Gebäude und Grund des Pferdehändlers Moses Gusdorf in DT, jetzt Hildesheim
LZ, 17.2.1917:Todesanzeige des Pferdehändlers Moritz Gusdorf (73)
unterzeichnet: Regina Gusdorf, geb. Frankenstein
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geb. 05.02.1885 in Detmold
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Beruf: | Haustochter |
Eltern: | Simon Examus, Viehhändler und Selma Examus, geb. Blank |
Geschwister: | Julius Examus (geb. 22.09.1861) Gustav Examus (geb. 23.01.1864) Albert Examus (geb. 07.06.1866) Selma Examus (geb. 27.02.1869) Bertha Gerson, geb. Examus (geb. 16.08.1874) Martha Marianne Herzberg, geb. Examus (geb. 10.04.1875) Rosa Examus (geb. 11.01.1877) David Examus (geb. 06.06.1878) |
Ehemann: | Julius Wertheim |
Kinder: | Ilse Samuel, geb. Wertheim Rudolf (Rudi) Wertheim |
Schwiegersohn: | Leo Samuel |
Wohnorte: | Detmold: 10.10.1931 Bismarckstr. 21 15.07.1936 mit Familie Emilienstr. 26 bei Reineke 05.10.1939 mit Familie nach Köln, Cardinalstr. 9 abgemeldet 21.10.1939 Detmold, Paulinenstr. 6 bei Meyer 27.03.1942 "nach unbekannt abgemeldet" |
Am 2. Januar 1914 hatte sie Julius Wertheim geheiratet, der von 1919 bis 1938 eine Furnier- und Holzhandlung in der Wotanstraße 2 in Detmold betrieb.
Am 30. März 1942 wurde das Ehepaar Wertheim mit ihrer Tochter Ilse und deren Mann Leo Samuel zunächst nach Bielefeld transportiert und von dort einen Tag später im Viehwaggon in das Warschauer Ghetto deportiert. Offiziellen Angaben zufolge seien beide in der Zeit zwischen dem 3. und 17. Mai 1943 von dort aus weiter verschleppt worden. Demnach hätten sie die Liquidierung des Warschauer Ghettos überlebt. Zu ihrem weiteren Schicksal liegen keine Informationen vor. Ihre Spuren verlieren sich.
Else Wertheim gilt als verschollen.
QUELLEN: StdA DT MK DT; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, D 20 A Nr. 9152, 9153, 9165, 10270, D 20 B Nr. 38333916, D 22 Detmold Nr. 6166, D 23 Detmold Nr. 3027, 5237, 5238, D 27 Nr. 558, 1599, 1600, 2496-2504, L 113 Nr. 883, 924; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 852; Arolsen Archives
WEITERE QUELLEN: LZ, 26.9.1913: Verlobungsanzeige Else Examus, Detmold und Julius Wertheim, Berlin
Zur Familiengeschichte Examus s. Joachim Kleinmanns: Die jüdische Familie Examus in Detmold. In: Rosenland 29/2024, S. 74 ff.
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geb. 13.08.1879 in Bentheim
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Hanna Wertheim, geb. Jonas und Meier Abraham Wertheim |
Ehefrau: | Else Wertheim, geb. Examus |
Kinder: | Ilse Samuel, geb. Wertheim Rudolf (Rudi) Wertheim |
Schwiegersohn: | Leo Samuel |
Beruf: | Holzhändler |
Wohnorte: | Detmold: 10.10.1931 Bismarckstr. 21 15.07.1936 mit Familie Emilienstr. 26 bei Reineke 05.10.1939 mit Familie nach Köln, Cardinalstr. 9 abgemeldet 21.10.1939 Detmold, Paulinenstr. 6 bei Meyer 27.03.1942 "nach unbekannt abgemeldet" |
Am 2. Januar 1914 heiratete er Else Examus. Von 1919 bis 1938 betrieb er in Detmold eine Furnier- und Holzhandlung, die sich in der Wotanstraße 2 befand. Während des November-Pogroms wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Ein SS-Mann aus Detmold versuchte, die "Arisierung" der Firma Wertheim zu forcieren: Am 28. November 1938 holte er Julius Wertheim aus dem Konzentrationslager Buchenwald ab und setzte ihn - laut Kreiswirtschaftsberater der NSDAP Reinhold Uhl - massiv unter Druck, um sich "möglichst billig Vermögensvorteile zu schaffen". Er wollte ihn demnach dazu bringen, den Betrieb an ihn unter Wert zu veräußern. Am 13. Dezember 1938 wurde das Geschäft verkauft.
Am 30. März 1942 wurde Julius Wertheim mit seiner Frau, mit ihrer Tochter Ilse Samuel und deren Mann Leo Samuel zunächst nach Bielefeld transportiert und von dort einen Tag später im Viehwaggon nach Warschau deportiert. Offiziellen Angaben zufolge seien beide in der Zeit zwischen dem 3. und 17. Mai 1943 von dort aus weiter verschleppt worden. Demnach hätten sie die Liquidierung des Warschauer Ghettos überlebt. Zu ihrem weiteren Schicksal liegen keine Informationen vor. Ihre Spuren verlieren sich.
Julius Wertheim wurde 1952 vom Amtsgericht Detmold für tot erklärt. Das amtliche Todesdatum wurde auf den 8. Mai 1945 festgesetzt.
QUELLEN: StdA DT MK DT; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, D 20 A Nr. 9152, 9153, 9165, 10270, D 20 B Nr. 38333916, D 22 Detmold Nr. 6166, D 23 Detmold Nr. 3027, 5237, 5238, D 27 Nr. 558, 1599, 1600, 2496-2504, L 113 Nr. 883, 924; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 853; Arolsen Archives
WEITERE QUELLEN: LZ, 26.09.1913: Verlobungsanzeige Else Examus, Detmold und Julius Wertheim, Berlin
Staatsanzeiger, 29.10.1919: HR (A 294), AG DT
Fa. Julius Wertheim, Detmold
(Hölzer und Furniere) Eintrag
LZ, 07.08.1932: Anzeige der Furnierhandlung Julius Wertheim, Detmold
Der Stürmer, 1937 (April): unter "Kleine Nachrichten. Was das Volk nicht verstehen kann"
"Die Stuhlfabrik Pfau in der Elisabethstraße zu Detmold macht Geschäfte mit dem Juden Wertheim."
Staatsanzeiger, 01.03.1939: HR (A 740), AG DT
Fa. Julius Wertheim, Detmold, ist erloschen
DOKUMENTE
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Einwohnermeldekarte von Julius, Else, Rudi und Ilse Wertheim (StdA DT MK)
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Mitteilung von Julius Wertheim an die Polizeiliche Meldebehörde Detmold betr. der amtlich geforderten Namensänderung, 13.12.1938 (StdA DT D 106 Detmold A Nr. 3942)

Ausschnitt aus einem Schreiben des Kreiswirtschaftsberaters Reinhold Uhl, Detmold, an die Gauwirtschaftsberatung, Münster, vom 1.2.1938
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geb. 17.01.1915 in Detmold
Religionszugehörigkeit: | jüdisch |
Eltern: | Julius Wertheim und Else Wertheim, geb. Examus |
Ehefrau: | Ruth Wertheim, geb. Aronsohn (geb. 29.06.1914) |
Beruf: | Kaufmann, elektrischer Schweißer |
Wohnorte: | [Notiz auf der Meldekarte:] War nicht abgemeldet von Mailand (Italien) Detmold: 06.07.1934 Bismarckstr. 21 15.07.1936 Emilienstr. 26 15.06.1938 nach Köln-Lindenthal, Weyertal 51 abgemeldet Köln, Neumarkt 41 |
Vom 12. bis 17. April 1937 war er wegen "Landesverrat" in Detmold in Untersuchungshaft. In Köln heiratete er die Lehrerin Ruth Aronsohn. Am 6. Dezember 1941 wurden beide nach Riga deportiert. Sie wurden für tot erklärt. Das amtliche Todesdatum wurde auf den 8. Mai 1945 festgesetzt.
In den Detmolder Meldeunterlagen von Rudolf Wertheim wurde am 2. November 1945 vermerkt: "Soll in Warschau oder Riga erschossen sein."
QUELLEN: StdA DT MK DT; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, D 20 A Nr. 9152, 9153, 9165, 10270, D 20 B Nr. 38333916, D 22 Detmold Nr. 6166, D 23 Detmold Nr. 3027, 5237, 5238, D 27 Nr. 558, 1599, 1600, 2496-2504, L 113 Nr. 883, 924; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 852; Arolsen Archives
WEITERE QUELLEN: LZ, 26.09.1913: Verlobungsanzeige Else Examus, Detmold und Julius Wertheim, Berlin
Staatsanzeiger, 29.10.1919: HR (A 294), AG DT
Fa. Julius Wertheim, Detmold
(Hölzer und Furniere) Eintrag
LZ, 07.08.1932: Anzeige der Furnierhandlung Julius Wertheim, Detmold
Der Stürmer, 1937 (April): unter "Kleine Nachrichten. Was das Volk nicht verstehen kann"
"Die Stuhlfabrik Pfau in der Elisabethstraße zu Detmold macht Geschäfte mit dem Juden Wertheim."
Staatsanzeiger, 01.03.1939: HR (A 740), AG DT
Fa. Julius Wertheim, Detmold, ist erloschen
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04.03.1908 in Freiwaldau - 22.02.1941 Strafgefängnis Wolfenbüttel
Religionszugehörigkeit: | katholisch |
Mutter: | Marianna Wilczynski |
Vater: | unbekannt |
Beruf: | Bäcker |
Wohnorte: | Freiwaldau Neisse Grottkau Zahlreiche Orte auf seiner Wanderschaft 1937 Lügde Von Lügde Krs. Höxter, Mittelstr. 29 18.07.1940 Detmold, Lange Str. 72 bei Heidsiek abgemeldet am 02.12.1940 nach Hannover 21.01.1941 Gerichtsgef[ängnis] |
Leo Wilczynski wuchs bei Pflegeeltern in Steinsdorf, Kreis Neisse auf, bei denen er bis zu seiner Schulentlassung 1922 lebte. Erst mit 22 Jahren erfuhr er, dass seine Mutter eine gebürtige Polin war, die ihm bis dahin als seine Tante vorgestellt worden war. Nach der Schule zog er zunächst nach Neisse und kurze Zeit später nach Alt-Wilmsdorf zu seiner Großmutter. Eine im November 1922 in Neisse begonnene Bäckerlehre brach er nach wenigen Monaten ab und arbeitete in verschiedenen Stellen in der Landwirtschaft. Auf Betreiben seines Vormundes wurde er im Januar 1924 vorläufig der Fürsorgeerziehung unterstellt und im April d. J. in die Provinzialerziehungsanstalt Grottkau eingeliefert. Am 14. Mai 1924 wurde die endgültige Fürsorgeerziehung angeordnet. Das Amtsgericht Grottkau bescheinigte ihm "einen großen Hang zum Herumtreiben und Bummeln und zur Verwahrlosung". In der Fürsorgeeinrichtung erlernte Leo Wilczynski das Bäckerhandwerk, floh im Dezember 1927 und wurde von seinem Vormund wieder aufgegriffen. Nach seiner bestandenen Prüfung 1928 wurde er im Juli desselben Jahres entlassen. Jahre der Wanderschaft mit oftmals wechselnden Beschäftigungen folgten. Er war Mitglied des katholischen Gesellenvereins (Deutsche Kolpingsfamilie). Am 27. Januar 1933 wurde er wegen fahrlässiger Brandstiftung vom Amtsgericht Stettin zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, allerdings wurde die Strafe auf Bewährung ausgesetzt und 1934 erlassen.
Vom Dezember 1937 bis Juli 1940 arbeitete er in einer Bäckerei in Lügde. Im Juni 1940 wurde er kurze Zeit zur Wehrmacht eingezogen, jedoch nach zwei Wochen als "a. v. Heimat" (arbeitsverwendungsfähig, Heimat) wieder entlassen. Vom Arbeitsamt wurde er im Juli 1940 zum Bäckermeister Heidsiek nach Detmold vermittelt. Hier beging er kleinere Unterschlagungsdelikte. Am 4. November 1940 beging er in der Woldemarstraße einen Handtaschenraub. Am 24. Dezember 1940 versuchte er einen weiteren Überfall auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz. Das Sonderhericht Hannover verurteilte Leo Wilczynski am 27. Februar 1941 wegen eines vollendeten und eines versuchten Straßenraubes unter gleichzeitiger Anwendung der Volksschädlingsverordnung (Ausnutzung der Verdunkelung). Das Sondergericht, dessen Urteile heute grundsätzlich als unrechtmäßig erkannt und aufgehoben sind, verurteilte ihn zweimal zum Tode, da seine "verbrecherische Gesinnung" als besonders groß eingeschätzt wurde.
Leo Wilczynski wurde am 22. April 1941 im Strafgefängnis Wolfenbüttel hingerichtet. Die Lippische Staatszeitung berichtete am 23. April 1941 über die Hinrichtung des vom Sondergericht Hannover als "Volksschädling" zum Tode Verurteilten (s. Einwohnermeldekarte).
QUELLEN: StdA DT MK; Staatsarchiv Wolfenbüttel; Lars Lüking (LAV NRW OWL); LStZ vom 23.04.1941
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