28.08.1900 in Bochnia/Polen - 07. oder 08.02.1942 im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

Religionszu­gehörigkeit: jüdisch
Eltern: Fanny Feigel Vogelhut, geb. Gutfreund (25.12.1874 in Gdow-13.03.1943 in Theresienstadt) und  Moses David Vogelhut (15.03.1874 in Bochnia - 14.06.1927 in Magdeburg)
Geschwister: Necha (Netty) Hudes Vogelhut (03.09.1899 in Bochnia - 26.07.1940 in Rzeszow)
Isaak Vogelhut (12.041902 in Bochnia - 29.01.1943 im Internierungslager Vernet, Ariege)
Kallmann (Karl) Vogelhut (geb. 15.04.1911 in Magdeburg - 03.06.1977 in Stockholm)
Paula (Pepi, Pnia) Schwarz, geb. Vogelhut (03.03.1905 in Leipzig - 11.04.1974 in Haifa)
Lina Vogelhut (als Kind verstorben)
Ehefrau: Anna Chana Vogelhut, gen. Soltys-Gottlieb, geb. Bleicher
Beruf: Kaufmann, Altwarenhändler

 

Wohnorte: Bochnia
1904 Leipzig
1906 Magdeburg
Detmold:
10.10.1931 Krumme Str. 27
Magdeburg, Tischlerkrugstr. 21
l. Adresse: Tarnopol

 

Das Ehepaar Vogelhut gehört zu den wenigen in Detmold lebenden sog. Ostjuden.

Die Herkunftsfamilie von Josef Vogelhut gehörte zu den osteuropäischen Familien, die in der Magdeburger Altstadt lebten. Nach dem Besuch der dortigen Volksschule machte er eine kaufmännische Lehre. Seit 1931 waren er und seine Frau in Detmold gemeldet und heirateten hier am 1. September 1931. Im selben Jahr gründete er das Bekleidungsgeschäft in der Krummen Straße 27, wo sich auch ihre Privaträume befanden. Am 16. September 1931 wurde das "Detmolder Bekleidungshaus"  und der An- und Verkauf von Altwaren eröffnet.

Bei der Ausweisungsaktion der im Ausland lebenden polnischen Staatsangehörigen am 28. Oktober 1938, der sog. Polenaktion, wurden Josef Vogelhut, seine Schwester Necha und auch Regina Bonom-Horowitz über Hannover mit der Reichsbahn zur polnischen Grenze deportiert und in das Flüchtlingslager Zbaszyn eingewiesen. In den Meldeunterlagen der Stadt Detmold findet sich für Vogelhut der Vermerk: "Ausgewiesen und nicht abgemeldet; befindet sich im Sammellager Zbaszyn in Polen." Eine Bleistiftnotiz vom 30. Dezember 1938 auf diesem Dokument verweist auf den Wohnort seiner Frau: "Ehefrau wohnt Gartenstr. 6. Festgestellt durch Schmitt." Bonom-Horowitz und Josef Vogelhut beantragten die Wiedereinreise, um ihre Geschäfte liquidieren und ihre wirtschaftlichen Verhältnisse regeln zu können. Ihr Anliegen wurde vom Landespolizeiführer wenige Tage nach dem November-Pogrom abgelehnt. Die Mutter von Josef Vogelhut beantragte bei der Oberfinanzdirektion (OFD) Magdeburg am 25. April 1939, ihrer Tochter Netty und ihrem Sohn Josef getragene Sachen, "die vor 1933 angeschafft wurden", nach Zbaszyn senden zu dürfen. Dies wurde genehmigt. Das Haus von Fanny Vogelhut wurde im Oktober 1938 verkauft, der Erlös wurde nach Abzug zahlreicher Beträge unter den Geschwistern Vogelhut aufgeteilt. So beantragte Josef Vogelhut am 7. Juli 1939 bei der OFD Magdeburg um die Freigabe eines Teils des Kauferlöses, um die Reisespesen nach Polen, Frachtspesen für Umzugsgut, den Lebensunterhalt bis zum 25. September 1939, für Besorgungen (Schuhbesohlung usw.), die Schulden seiner Frau begleichen zu können. Auch dies wurde genehmigt. Der Käufer des Hauses hatte am 4. Juli 1939 bei der OFD Magdeburg beantragt, einen Teil des Kaufpreises an den Bürgermeister der Stadt Detmold (Ortspolizeibehörde) zahlen zu dürfen und zwar für Aufwendungen der Stadt Detmold "um das Straßenbild wieder herzustellen, das bei der Protestaktion im Herbst 1938 dadurch zerstört worden war, dass das Geschäft des Josef Leib Vogelhut in Detmold in Mitleidenschaft gezogen wurde". Bei den "Protestaktionen" im November 1938 war Josef Leib Vogelhut schon nicht mehr in Detmold, sondern war bereits abgeschoben worden. Seine letzte nachweisbare Nachricht stammt vom August 1939 aus Tarnopol.
Josef Vogelhut wurde von Zbaszyn nach Auschwitz (Häftlingsnummer 25 544) deportiert (ein genaues Datum ist nicht dokumentiert), wo er umkam.


Seine seit 1927 verwitwete Mutter Feigel Vogelhut wurde am 2. Dezember 1942 von Magedeburg nach Theresienstadt deportiert. Dort starb sie am 13. März 1943.

   

QUELLEN: StdA DT MK ; LAV NRW OWL D 1 Nr. 6141, D 20 A Nr. 10540, 10547, D 21 B Nr. 1112, D 23 Detmold Nr. 5911, D 103 Nr. 785, 836, 876, 877, L 80 I e Gr. IV Tit. 3 Nr. 32 Bd. 5, L 80 Ie Gr. IV Tit. 3 Nr. 41 a, L 80 II a Gr. XVII Tit. 1 Nr. 3 Anl. ; ZA B 1 /34 Nr. 853 ; KAL K2 Detmold/Lemgo BEG Nr. 785; Arolsen Archives; Waltraut Zachuber (Magdeburg)

WEITERE QUELLEN: LZ, 07.07.1935: Anzeige des Josef Vogelhut, "Spottbillig kaufen Sie Anzüge etc."

LITERATUR: van Faassen/Hartmann (1991)

 

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DOKUMENTE

 

Dokument 1

Einwohnermeldekarte von Josef und Anna Vogelhut (StdA DT MK)

 

Dokument 2

Antrag auf Wiedereinreise von Josef Vogelhut, 1938.

 

Dokument 3

Auszug aus der Korrespondenz zu Josef Vogelhut-Korrespondenz

 

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